Untergruppenbach. Trotz der weltweit hohen Pkw-Nachfrage baut Getriebehersteller Getrag erneut Stellen in Deutschland ab. "Wir müssen nach wie vor davon ausgehen, dass der europäische Markt sich nur langsam erholt. Das spüren wir bei den Kundenabrufen und Planungen für das kommende Jahr", so Bernd Eckl, der für das operative Geschäft verantwortliche Geschäftsführer. Vor allem die Handschaltgetriebe des in Untergruppenbach bei Heilbronn ansässigen Unternehmens sind wenig gefragt. "Die Kapazitätsplanung für die kommenden Jahre zeigt, dass wir an den deutschen Standorten nach wie vor Überkapazitäten haben", so der Manager. In Folge baut Getrag nun 248 Arbeitsplätze ab. Heute arbeiten an den deutschen Standorten der Getrag Group Transmissions, zu der auch ein Werk in der Slowakei sowie eins im italienischen Bari gehört, 2760 Mitarbeiter.
Der Getriebehersteller im Besitz der Familie Hagenmeyer war Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und einem hochgradig fremd finanzierten Expansionskurs in heftige Turbulenzen geraten. Im Jahr 2008 und 2009 schrieb das Unternehmen bislang nicht näher ausgewiesene Verluste. Nach einer Restrukturierung mit einem Kapazitätsabbau erfolgte im April 2009 zusammen mit den Banken die Neuausrichtung. Dazu gehörte auch eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro. In einer ersten Restrukturierungsrunde unter dem damaligen Chef Dieter Schlenkermann wurde bereits ein Stellenabbau eingeleitet und zusätzlich 379 Mitarbeiter in die so genannte Kurzarbeit Null geschickt. Da die Krise länger als gedacht anhielt, stellte sein seit November 2009 amtierender Nachfolger Mihir Kotecha in einer zweiten Runde fast 700 Jobs (inklusive der 379) zur Disposition. Nach zähem Ringen mit den Arbeitnehmervertretern und der IG Metall verzichtete Getrag im Sommer auf betriebsbedingte Kündigungen und den Erhalt des ursprünglich von der Schließung betroffenen Werks Ludwigsburg. Stattdessen soll der Kapazitätsabbau jetzt durch natürliche Fluktuation, Abfindungen , Vorruhestand und weitere sozial verträgliche Maßnahmen stattfinden. Im Gegenzug verzichten Mitarbeiter für drei Jahre auf einen Teil des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes. Insgesamt soll eine Einsparung von 100 Millionen Euro erzielt werden.