Daimler baut Fertigungsstätte für Motorenkomponenten

Stuttgart/Arnstadt. Nach einer fünfjährigen Testphase bei der Tochter AMG bringt Daimler ein neues Fertigungsverfahren zur Beschichtung von Zylinderlaufbahnen jetzt auch bei Mercedes in Serie. Das so genannte Lichtbogen-Draht-Spritzen wird nun auch bei den V6-Dieselmotoren des Premiumherstellers eingesetzt. Dazu investieren die Stuttgarter im thüringischen Arnstadt rund 90 Millionen Euro in eine neue Fabrik für Motorenkomponenten. "Diese Fertigungsstätte ist ein weiterer wichtiger Schritt, um unsere Motoren noch innovativer und effizienter zu machen. Mit dieser Investition werden neue Arbeitsplätze geschaffen und vorhandene gesichert,“ so Peter Schabert, Leiter Produktion Powertrain und Werkleitung Untertürkheim.

Bis 2012 soll auf rund 11,4 Hektar Gesamtfläche eine Fabrik mit bis zu 80 Mitarbeiter in der Produktion entstehen. Diese wird als MDC Technology GmbH firmieren.

Die selbst entwickelte Technologie namens Nanoslide reduziert die Reibung und den Verschleiß zwischen Kolbengruppe und Zylinderlaufbahnen. Dadurch lässt sich das Gewicht der Motoren senken, wodurch auch Verbrauch und Emissionen zurückgehen. Im V6-Dieselmotor von Mercedes, wo das Verfahren erstmals in Großserie zum Einsatz kommt, wird eine Gewichtsersparnis von 4,3 Kilogramm und von rund drei Prozent Kraftstoff erreicht. Derzeit sind dafür eingegossene, vergleichsweise schwere und bis zu fünf Millimeter dicke Graugussbuchsen Stand der Technik.

Beim Nanoslide-Verfahren werden Drähte aus einer Eisen-Kohlenstofflegierung in einem elektrisch erzeugten Lichtbogen aufgeschmolzen. Das geschmolzene Material wird mit einem Gasstrom an die Zylinderwand "gespritzt“ und dort als lamellare ultrafeine bis nanokristalline Schicht abgeschieden. Anschließend wird die Nanoslide-Beschichtung durch ein eigens hierfür entwickeltes Spiegelhon-Verfahren extrem geglättet. Danach ist die Schicht nur noch 0,1 bis 0,15 Millimeter dick und ihre Oberfläche nahezu wie ein Spiegel. Außerdem legt dieser Prozess Poren in der Schicht frei, die Öl aufnehmen und so für eine optimale Schmierung der Kolbengruppe sorgen.

Das Ergebnis sind nicht nur sehr geringe Reibwerte und damit gegenüber den Graugussbuchsen ein deutlich reduzierter mechanischer Reibverlust (bis zu minus 50 Prozent), sondern auch eine extrem hohe Verschleißbeständigkeit.

Mercedes-Benz setzt das Verfahren seit Juli 2005 bei der Highperformance-Tochter AMG ein: Der 6,3-Liter-V8 war der weltweit erste Serienmotor, der mit Lichtbogen-Draht-Spritzen beschichtete Zylinderlaufbahnen hatte. Seit 2006 ist dieses Triebwerk mit der modernen Laufbahntechnik das kraftvolle Herzstück aller 6,3 Liter AMG Motoren. Das Verfahren umfasst eine Vielzahl von Erfindungen und Ideen und ist heute durch über 90 Patentfamilien und mehr als 40 Patente geschützt. (Foto: Mercedes)