Im Konzern haben wir unsere Ziele erreicht und sogar leicht übertroffen. Wir haben bei einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro operativ und netto wieder einen Gewinn geschrieben. Auch die meisten Bereiche haben die Vorgaben erfüllt. Die Bürgschaft brauchen wir übrigens schon längst nicht mehr.
“Wir wollen unseren Umsatz verdoppeln”
Die Getrag KG mit den deutschen Standorten stand in den letzten zwei Jahren unter hohem Druck. Durch die Restrukturierung und die Markterholung haben wir die operative Gewinnposition deutlich verbessert. Die Gewinnzone haben wir aber im vergangenen Jahr wie geplant noch nicht erreicht.
Die Getrag KG wird operativ in die schwarzen Zahlen zurückkehren. In der Gruppe werden wir mit 3,2 Milliarden Euro den höchsten Umsatz in der Unternehmensgeschichte erreichen und unseren Gewinn operativ und netto weiter steigern. Allerdings werden wir noch nicht das Profitabilitätsniveau erreichen, das wir langfristig zum Erhalt unserer Unabhängigkeit brauchen.
Wir haben einen hohen Auftragsbestand und verzeichnen auch weiter eine gute Nachfrage. Der weltweite Markt für manuelle Schaltgetriebe wächst stark. Das ist historisch gesehen unser Kerngeschäft und wir verfügen hier über ein großes Produktportfolio. Das wird von der Ablösung des Fünfgang- durch das Sechsgang-Getriebe und den Emerging Markets nicht zuletzt in China und Asien getrieben. Dazu kommen unsere Doppelkupplungsgetriebe, deren Fertigungskapazitäten wir weltweit stark ausbauen. Während wir für dieses Jahr in den beiden Fabriken in Mexiko und dem italienischen Bari mit 420.000 Einheiten planen, dürfte unsere Produktion 2012 weltweit bei fast einer Million Systeme liegen. Davon entfallen allein 550.000 Einheiten auf Nordamerika. Dieser Launch ist allerdings eine große Herausforderung.
Wir bringen ein völlig neues Portfolio auf den Markt, das aus insgesamt zwölf Produkten besteht. Diese decken den gesamten Fahrzeugmarkt ab: vom kleinsten B-Segment-Fahrzeug bis zum teuersten Super-Car - ob front-, heck- oder allradgetrieben, mit nasser und mit trockener Doppelkupplung. Dazu starten wir die Produktion in zwei verschiedenen Fabriken in zwei Ländern und fahren das Volumen sehr schnell hoch.
Ja und nein. Auf der einen Seite war es der beste Launch, den Getrag je hatte. Auf der anderen Seite sind die Kosten dafür höher ausgefallen als geplant. Inzwischen bin ich mit der Lernkurve aber zufrieden. Sie wird besser und besser.
Ford und Renault beziehen das Doppelkupplungsgetriebe für das mittlere Volumensegment. Dazu haben wir zwei neue Kunden gewonnen, die jeweils 2013/2014 die Markteinführung planen. Der eine Kunde kommt aus Europa. Er will das System in ein Fahrzeug für den Weltmarkt einbauen. Der andere ist aus Asien.
Sie haben Recht, dass wir unseren Footprint in China und Asien deutlich ausbauen müssen. Das ist ein dominierender Aspekt unserer mittelfristigen Strategie. Beim Auftragseingang haben wir unsere Abhängigkeit von Europa und Nordamerika bereits deutlich verringert. Heute liefern wir fast eine halbe Million Getriebe für China - 50 Prozent davon im Export aus Europa. Im kommenden Jahr werden wir in China schon 750.000 und bis 2015 bis zu 1,4 Millionen Getriebe produzieren. Sobald alle Kapazitäten installiert sind, werden wir rund 30 Prozent unseres weltweiten Volumens in Asien absetzen. Das erste Doppelkupplungsgetriebe in China launchen wir übrigens 2013.
Das ist richtig. In Indien werden wir definitiv in den nächsten drei bis vier Jahren an den Start gehen - allerdings mit einer sehr vorsichtigen Strategie. Auch Russland ist interessant, aber erst dann, wenn unsere Kapazitäten in Europa knapp werden. Für beide Länder haben wir aber keine konkreten Pläne verabschiedet. Theoretisch wäre auch Südamerika und Brasilien attraktiv. Bei Getrag steht diese Region aber ganz am Ende der Liste. Wir können nur einen Schritt nach dem anderen machen.
Die Getrag-Gruppe wird in den nächsten fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro in den weltweiten Kapazitätsausbau investieren. Dazu kommen 180 Millionen für das europäische Engineering - eine Steigerung von 20 Prozent. Auch in Asien werden wir noch in diesem Jahr ein kleines Engineering-Center starten.
Um eines klarzustellen: Der Verkauf der Driveline-Aktivitäten, die aus mehreren Joint Ventures in den USA, Schweden und Köln bestehen, wurde nicht veranlasst, weil wir ein Problem lösen mussten. Diese Aktivitäten verzeichnen einen schönen Auftragseingang und haben gute Perspektiven. Man muss aber zugeben, dass sich Teile unserer Gruppe immer noch in einem Turnaround befinden. Gleichzeitig sind die Märkte volatil und wir hätten hohe Investitionen für Driveline stemmen müssen. Bei der Trennung geht es vor allem darum, das Geschäftsrisiko zu verringern und unsere Sicherheitsreserven aufzufüllen.
Nein, weil unser Businessplan für das Getriebegeschäft in den nächsten Jahren bereits voll finanziert ist. Wir haben aber aus den Fehlern der jüngeren Vergangenheit gelernt und gehen nun anders mit Risiken um. Das Risiko-Management ist nun Teil des Tagesgeschäfts.
Wir konzentrieren uns viel mehr als früher auf die Qualität unseres Geschäfts. In unserer globalen Strategie geht es nicht darum, schnell zu wachsen und ein möglichst breites Kundenportfolio zu bekommen. Stattdessen legen wir Wert auf eine langfristige Kundenbeziehung und wir schauen darauf, welche strategische Bedeutung das jeweilige Produkt für uns hat.
Unsere Pläne haben sich nicht geändert. Die Suche dauert aber tatsächlich länger als geplant. Das hat damit zu tun, dass bei einer strategischen Partnerschaft in einem sehr veränderten globalen Markt sehr viele Faktoren sorgfältig geprüft werden müssen. Wir machen aber Fortschritte, das kann ich Ihnen versichern.
Er muss uns vor allem bei der Umsetzung des Geschäfts Vorteile bringen: Wir müssen schneller, besser und günstiger werden. Das kann durch eine regionale Kooperation, eine besondere technische Expertise oder ein höheres Volumen erreicht werden.
Da gibt es keine Verbindung. In der Tat werden wir aber innerhalb von 24 Monaten mit der Fertigung von selbst entwickelten Doppelkupplungen beginnen. Heute produzieren wir bereits Doppelkupplungen in niedrigem Volumen für Premiumanwendungen. Ab 2013 wollen wir nasse Doppelkupplungen in einer Stückzahl von jährlich 200.000 Einheiten selbst herstellen.
Damit wird ein wichtiges Subsystem Teil unseres Portfolios. Das hilft uns, mehr Know-how zu erlangen, so dass wir die Performance und Qualität unserer Getriebe besser beeinflussen und natürlich steigern können. Außerdem erhalten wir eine höhere Transparenz über die Kosten und können diese unmittelbar senken.
Im Moment kann ich Ihnen den genauen Standort nicht nennen. Er wird aber in Europa sein. Übrigens wollen wir nicht alle Doppelkupplungen für unsere Produkte selbst herstellen. Wir setzen weiter auf unsere Partner und brauchen auch künftig ihre Expertise.
Wir sind darauf vorbereitet und verfügen über verschiedene marktfähige Prototypen zum Beispiel ein Hybridgetriebe, einen Range Extender sowie über einen elektrischen Antrieb. Derzeit haben wir Aufträge für drei Fahrzeuge, die batterieelektrisch angetrieben werden bzw. mit Range Extender ausgestattet sind. Auf Basis dieser Entwicklungen werden wir künftig den Umsatz ausbauen.
Bis zum Jahr 2015 wollen wir unseren Umsatz ausgehend von 2010 auf 4,5 bis fünf Milliarden Euro fast verdoppeln. Wir werden spätestens dann auf ein Volumen von fünf Millionen Getrieben kommen. Der größte Teil wird auf manuelle Schaltgetriebe entfallen. Die Doppelkupplungsgetriebe werden ebenfalls ein bedeutendes Volumen aufweisen und in allen Fahrzeugsegmenten gut etabliert sein. Unser Footprint in Asien sollte dann so groß sein wie in Europa.
Zunächst muss ich eines klarstellen: Weil wir ein sehr kapitalintensives Geschäft betreiben, kommt es vor allem darauf an, dass wir jedes Jahr stabile Umsätze einfahren. Wir wollen in den Augen unserer Kunden verlässlich dastehen. Wenn es uns nicht gutgeht, stellt das ein Risiko für unsere Kunden dar. Um unser Geschäft betreiben zu können, brauchen wir mindestens eine Vorsteuerrendite von fünf Prozent. Unser Ziel ist allerdings eine Rendite von zehn Prozent.
Unser Ziel ist es, nächstes Jahr auf ein nachhaltiges Niveau zu kommen, also die fünf Prozent Mindestmarge zu überschreiten. Wenn wir unsere Chancen richtig nutzen, dann können wir 2013/2014 ein attraktives Profitabilitätsniveau erreichen und nahe an das herankommen, was unsere Stakeholder zu Recht erwarten. Schon 2012 werden wir klar besser abschneiden als in diesem Jahr. Die Grundlagen für eine weitere deutliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit haben wir bereits verabschiedet.
Das neue Produktportfolio bei den Doppelkupplungsgetrieben ist bereits definiert. Ich hoffe, dass das erste Produkt spätestens 2014 gestartet wird.
Wir haben natürlich nicht alles von Grund auf neu entwickelt. Vielmehr geht es darum, das bestehende Portfolio zu standardisieren und Subsysteme zu modularisieren. Bei der neuen Technologie haben wir die Komplexität um 50 Prozent gegenüber heute reduziert. Wir können den gesamten Markt statt mit zwölf Produkten dann mit vier bis fünf abdecken. In rund vier Jahren wird das Doppelkupplungsgetriebe keine Wettbewerbsnachteile zum Wandlerautomaten mehr aufweisen und Mainstream-Business für Getrag sein. (Foto: Getrag)