Stuttgart. Die deutsche Vertriebsorganisation von Mercedes-Benz (MBVD) in Berlin kommt nicht zur Ruhe. Nachdem monatelang mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern um eine Verschlankung und Senkung der Personalkosten gerungen und dabei sogar die Verlegung nach Stuttgart angedroht worden war, gibt es nun Widerstand aus der Bevölkerung. Um Kosten zu sparen, will MBVD-Chef Harald Schuff die Vertriebszentrale mit 1200 Mitarbeitern vom teuren Potsdamer Platz in den günstigeren Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg verlegen. Geplant ist ein der Bau eines Hochhauses von 54 Metern (ohne Stern) direkt am Spreeufer.
Am Montagabend informierte der Autobauer zusammen mit dem Immobilienentwickler Vivico über die Pläne und stieß laut Berichten der Hauptstadtpresse auf heftigen Widerstand. Der "taz" zufolge bestand etwa ein Drittel des knapp 100-köpfigen Publikums aus überzeugten Gegnern des Projekts, die sich lautstark in die Diskussion einbrachten. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt die Zeitung "Neues Deutschland". Insbesondere die Bürgerinitiative “Mediaspree versenken” kritisierte das Projekt. Es soll dem erfolgreichen Bürgerentscheid von 2008 widersprechen: Damals hatten rund 30.000 Berliner gegen die Errichtung neuer Hochhäuser im Spreeraum gestimmt.
Dagegen hält Vivico den Bau des Hochhauses durch den rechtskräftigen Bebauungsplan für abgesichert. Schmährufe gab es der "taz" und "Neues Deutschland" zufolge gegen den grünen Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz, als er erklärte, warum sich die Bauherren nicht an den Bürgerentscheid halten werden: "Schon vor dem Bürgerentscheid ist mit dem Bebauungsplan geltendes Baurecht geschaffen worden." Der Erfolg des Entscheids ändere daran nichts.