"Smart ist die kleinste automobile Denkfabrik der Welt“

Berlin. Die Bedeutung von Smart im Daimler-Konzern nimmt immer stärker zu – vor allem, weil sich die globalen Rahmenbedingungen massiv verändern. "Wir brauchen andere Autos – aber der Wunsch nach Mobilität bleibt. Smart ist die kleinste automobile Denkfabrik der Welt“, so Smart-Chefin Annette Winkler auf dem fünften Automobilwoche-Kongress in Berlin. Dort diskutierten 300 Teilnehmer und Experten über das Thema "Die neue Weltordnung in der Automobilindustrie.“

Insgesamt sieht die Managerin die Marke auf einem guten Weg: Im kommenden Jahr will Smart einen vollelektrischen Zweisitzer auf den Markt bringen, bei dem die Batterie gesondert geleast wird. Außerdem soll die Marke stärker als Premiumprodukt positioniert werden und weiter Vorreiter bei neuen Mobilitätskonzepten sein.

"Die Gesellschaft fordert einen anderen Umgang mit Ressourcen, die Politik folgt dem Wertewandel. Damit ergeben sich für die Autoindustrie dramatische Herausforderungen“, so Annette Winkler. Vor allem der Trend zur Verstädterung werde die automobile Weltordnung massiv beeinflussen. Experten zufolge werden im Jahr 2030 rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Bereits heute werden Subventionen gezahlt, um die automobile Infrastruktur in Städten zurückzubauen. Immer mehr Metropolen denken über Einfuhrbeschränkungen und – gebühren nach. Große Unternehmen mit Flotten und Dienstwagen geben Anreize zum Downsizing. "Alle diese Entwicklungen haben die Gründer von Smart bereits vor 15 Jahren vorausgesagt“, erinnerte die Managerin.

Vor diesem Hintergrund prognostiziert die Smart-Chefin hohe Wachstumsraten vor allem im A-und B-Segment. "Wir brauchen Autos, die das Umdenken beschleunigen, weil wir die Zukunft aller Automobil-Segmente absichern wollen. Wir müssen für Mobilität in der Stadt sorgen.“ Dabei will Annette Winkler vor allem für bezahlbare elektrische Fahrzeuge sorgen. Im kommenden Jahr bringt Daimler erstmals mit dem vollelektrischen Smart fortwo ein reines Elektrofahrzeug in den freien Handel. Dabei bieten die Stuttgarter das Auto für 16.000 Euro netto an. Die mit einer zehn jährigen Garantie versehene Batterie wird für 60 Euro im Monat gesondert verleast. Und: Daimler will in Deutschland so viel grünen Strom ins Netz einspeisen wie die Elektro-Smarts verbrauchen.

Neben innovativen Technologien und Preismodellen legt die Smart-Chefin Wert auf eine "geschickte Positionierung“: "Smart ist ein Premiumauto und wir wollen weiter in Richtung Lifestyleprodukt gehen.“ So sei es in China gelungen, den Zweisitzer erfolgreich zu machen. Nur die Hälfte der Käufer nehmen den Smart als Zweit- und Drittfahrzeug. Die andere Hälfte fährt nur den fortwo. Auch in den USA startet die Marke nach einem herben Einbruch neu. Dort wird Smart als "The uncar“ - ein Nicht-Auto positioniert. Insgesamt zeigte sich Annette Winkler überzeugt, dass der Konzern in diesem Jahr über 100.000 Einheiten weltweit verkauft.

Weiteres Potenzial soll die Ausweitung der Produktpalette mit einem Viersitzer in Kooperation mit Renault bringen. Außerdem bringt Smart ein eigenes Elektro-Fahrrad auf den Markt. "Wir müssen aber nicht nur die Hardware entwickeln, sondern müssen auch Software bieten – zum Beispiel indem wir als Mobilitätsdienstleister auftreten,“ betont Annette Winkler. Derzeit kommerzialisiert Daimler das CarSharing-Konzept Car2go, bei dem Fahrzeuge spontan gemietet und am Ort der Wahl wieder abgestellt werden können. Die Stuttgarter haben dafür auf Basis des fortwo ein eigenes CarSharing-Fahrzeug entwickelt.

Mit diesen Aktivitäten und neuen elektrischen Konzeptfahrzeugen, bei denen zum Beispiel innovative Technologien zur Erhöhung der Reichweite erprobt werden, soll die Marke Vorreiter und Spielwiese im ganzen Daimler-Konzern sein. "Wir müssen bei den Mitarbeitern Unternehmertum und Querdenkertum fördern. Wenn man kleine Teams zusammenbringt und sich als Chefs nicht einmischt, erhält man großartige Ergebnisse. Das zeigt unsere Erfahrung bei Smart“, so Annette Winkler. (Foto: W.Schuering)