Stuttgart. Nachdem Porsche am Vortag bereits die Absatzprognose für 2013 nach unten korrigiert hat, verzeichnet nun auch die Pkw-Sparte von Daimler eine nachlassende Nachfrage. "Das Ergebnis von Mercedes-Benz Cars wird 2012 unter dem Vorjahresniveau liegen", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche beim Besuch des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Er begründete dies unter anderem mit der signifikanten Verschärfung der Wettbewerbssituation in China und den schwierigen Rahmenbedingungen in Europa. Auf das angespannte Wettbewerbsumfeld will Daimler nun mit einem Sparprogramm reagieren. "In dem Programm Fit for Leadership fassen wir ein ganzes Bündel von Maßnahmen zusammen", kündigte Zetsche an. Es sei aber noch zu früh, um über konkrete Inhalte zu reden. Dem Manager zufolge sollen die genauen Maßnahmen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Zur Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal will Zetsche außerdem über die Perspektiven für 2013 berichten.
Die Daimler-Aktie reagierte auf die überraschende Nachricht mit Kursverlusten: In einem seitwärts tendierenden Gesamtmarkt stürzten die Papiere steil ab und notieren am Mittag mit einem Minus von 2,2 Prozent bei 39,15 Euro. Auf der Münchner Konkurrent kam unter die Räder. BMW-Aktien verlieren sogar rund 2,4 Prozent auf 59,71 Euro. Die Anteilsscheine von Volkswagen verbilligen sich leicht um 0,8 Prozent auf 149,25.Im zweiten Quartal 2012 steigerte Daimler den Absatz um acht Prozent auf 570.343 Fahrzeuge. Die Erlöse stiegen um zehn Prozent auf fast 28,9 Milliarden Euro. Das EBIT ging hingegen um dreizehn Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zurück. Der Nettogewinn schwächte sich um elf Prozent auf 1,5 Milliarden Euro ab. "Trotz der angekündigten hohen Aufwendungen für neue Produkte und Technologien war unser Unternehmen auch im zweiten Quartal wieder sehr profitabel", so Zetsche bei der Bekanntgabe der Zahlen im Juli. Die Umsatzrendite im Konzern belief sich auf knapp 7,8 Prozent. Ab 2013 will Daimler neun Prozent im Schnitt über die Zyklen hinweg erreichen und halten.Bislang hatte der Stuttgarter Konzern angekündigt, 2012 aus dem laufenden Geschäft einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe des Vorjahres erreichen zu wollen, als Daimler knapp 8,8 Milliarden Euro auswies. Auch die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars sollte wieder das Gewinnniveau aus 2011 erreichen und damit in die Größenordnung von knapp 5,2 Milliarden Euro kommen. "Die Ergebnisziele waren von Anfang an eine hohe Herausforderung. Diese ist nicht geringer geworden", so Zetsche im Juli mit Blick ins zweite Halbjahr. Im Konzern will Daimler den Absatz des Vorjahres mit 2,1 Millionen Fahrzeugen übertreffen. Auch der Umsatz, der sich 2011 auf 106,5 Milliarden Euro belief, soll weiter wachsen.Mercedes rechnet 2012 mit Gewinnrückgang
Daimler-Chef Dieter Zetsche hat bei einer Veranstaltung in Stuttgart aufgrund der sich eintrübenden weltweiten Automobilnachfrage ein Sparprogramm angekündigt. Für die Pkw von Mercedes-Benz rechnet er im laufenden Jahr mit einem schwächeren Ergebnis als im Vorjahr. Für den Konzern bekräftigte Zetsche allerdings die Gewinnprognose.
Wie lange hilft China noch?
Selbst Deutschlands Premium-Autobauer Daimler und Porsche können sich nicht länger vor der Absatzkrise in Europa verstecken. Auch sie spüren die schwindende Nachfrage immer stärker und müssen notgedrungen ihre Ziele neu ausrichten. Am Donnerstag räumte Daimler-Chef Dieter Zetsche ein, der Gewinn der Pkw-Sparte werde im zweiten Halbjahr hinter die Zahlen der ersten sechs Monate zurückfallen. Damit bliebe der operative Gewinn auch für das Gesamtjahr unter den 5,2 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Die Daimler-Aktie fiel nach den Aussagen zwischenzeitlich um bis zu vier Prozent.Zwar hatte Zetsche das laufende Jahr schon bei der Vorlage der 2011er-Bilanz im Februar als "Übergangsjahr" angekündigt. Die Entwicklung in Europa sei aber "negativer, als wir sie noch vor kurzer Zeit erwartet haben", bekannte er jetzt. Von Januar bis Juni hatte die Auto-Sparte mit den Marken Mercedes-Benz, Smart, Maybach und AMG gut 2,5 Milliarden Euro abgeworfen - im Vergleich zu 2011 war das bereits ein Rückgang von zehn Prozent. Nun dürfte es also noch ein wenig steiler bergab gehen. Um gegenzusteuern, kündigte Zetsche bereits das Sparprogramm "Fit for Leadership" an. Wie und wo genau die Kosten gedrückt werden sollen, werden die nächsten Wochen zeigen. Nach wie vor will Daimler bis 2020 die Konkurrenten BMWund Audiüberholen und an die Spitze des Oberklasse-Segments rücken.Nicht umsonst hatte Zetsche Anfang des Jahres für den Konzern keinen Zuwachs beim operativen Gewinn in Aussicht gestellt. Stattdessen hatte er angekündigte, dass die Profitabilität wegen hoher Investitionen zur Erweiterung der Modellpalette sinken werde. Doch bis die ihre Wirkung entfaltet, dauert es wohl noch ein wenig. Trotz der 50.000 Vorbestellungen wird zumindest die Mitte September als großer Hoffnungsträger gestartete neue A-Klasse das laufende Jahr nicht zu weiteren Rekorden tragen können.Und selbst auf den Wachstumsmarkt China ist kein Verlass mehr: Dort habe sich die Wettbewerbssituation signifikant verschärft, sagte Zetsche. Wegen der Konjunkturabkühlung im Reich der Mitte hatten auch Analysten zuletzt Risiken für deutsche Autobauer in China ausgemacht. Sogar VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech dämpfte jüngst die Wachstumserwartungen an den wichtigen Markt.Volkswagen hatte als erster der großen deutschen Hersteller bereits Anfang September seine weltweite Absatzplanung für dieses Jahr nach unten korrigiert, dabei aber keine konkreten Zahlen genannt. Ursache für den Knick war auch hier die schwache Autokonjunktur in Europa. Seit Jahresbeginn hatten die Wolfsburger in Westeuropa außerhalb Deutschlands ein Minus von 5,3 Prozent einstecken müssen.Selbst deren profitabelste Tochter Porsche musste ihren Ausblick mittlerweile korrigieren. Zwar werde der jüngste Neuzugang im VW-Konzern 2013 mehr Autos verkaufen als im laufenden Jahr, kündigte Porsche-Chef Matthias Müller an. Allerdings könne der Zuwachs um fünf bis zehn Prozent geringer ausfallen, als bislang geplant. Doch für dieses Jahr peilt die Sportwagenschmiede mit einem weltweit Absatz von 140.000 Autos einen neuen Verkaufsrekord an. Und im Gegensatz zum obersten Konzern-Aufseher Piech setzt Müller noch große Hoffnungen in China. Das Land könne nächstes Jahr die USA sogar als wichtigsten Einzelmarkt ablösen.Ausgerechnet Daimlers direkte Konkurrenten BMW und Audi steuerten in Europa bisher halbwegs schadlos durch die Krise und bekräftigten den eigenen Ausblick für dieses Jahr: Beide peilen für 2012 weitere Rekordergebnisse an. Doch während Audi selbst in Europa seit Jahresbeginn schon acht Prozent mehr Autos verkauft hat als 2011, liegt BMW auf dem kriselnden Kontinent nur auf dem Niveau des Vorjahres. (dpa-AFX)
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