Sindelfingen. Mit der neuen S-Klasse will Mercedes neue Maßstäbe bei aktiver und passiver Sicherheit setzen. Bei der nächsten Generation des Oberklassemodells mit dem internen Werkscode W222 soll vor allem die Verschmelzung von Komfort und Sicherheit für neue Funktionen sorgen. "Durch den Einsatz verschiedenster Sensoren sorgen wir für einen 360-Grad-Rundum-Blick und vernetzen die Assistenzsysteme miteinander. Dadurch kommen wir dem autonomen Fahren wieder einen Schritt näher", sagt Jochen Herrmann, der für die Entwicklung der aktiven Sicherheitssysteme bei Mercedes verantwortlich ist, im Gespräch mit der Automobilwoche. Die Technologien fasst der Stuttgarter Autohersteller unter dem neu geschaffenen Begriff "Intelligent Drive" zusammen.
Die neue S-Klasse soll im ersten Halbjahr 2013 auf den Markt kommen. Die Oberklasse-Limousine ist wie kaum ein anderes Modell das Aushängeschild des Premiumherstellers und mit hohen Margen eine wichtige Säule im Produktportfolio. Mit der nächsten Generation soll die Baureihe stark erweitert werden: Zu der Limousine und der langen Variante sollen eine extralange Version, ein Coupé und Cabrio kommen. Nachdem die Luxusmarke Maybach im kommenden Jahr offiziell ausläuft, bildet die S-Klasse außerdem die Plattform für ein Staats- und Repräsentationsfahrzeug unter der bekannten Bezeichnung Pullman.Neue S-Klasse ist rundum wachsam
Die Grundlage für wichtige neue Sicherheitsfunktionen bildet die Einführung einer Stereokamera und mehrstufige Radarsensoren, wobei der Heckradar zum ersten Mal bei Mercedes eingesetzt wird. Die Kamera kann dank zweier "Augen" im Bereich von rund 50 Meter dreidimensional sehen und hat bis zu 500 Metern das Umfeld des Fahrzeugs im Blick. Damit kann die S-Klasse erstmals Querverkehr und auch Fußgänger erkennen. Der Bremsassistent Plus mit dem Kreuzungsassistenten erkennt entstehende Gefahrensituationen und fordert den Fahrer durch optische und akustische Warnung zur Notbremsung auf. Tritt der Fahrer nur zaghaft auf die Bremse, erhöht das System den Bremsdruck und löst falls notwendig auch eine Vollbremsung aus. In den aktuellen Mercedes-Modellen ist der Bremsassistent nur auf die Vermeidung von Auffahrunfällen ausgelegt.
Neu ist auch der Abstandsregeltempomat Distronic plus, der nicht nur automatisch den Abstand zum Vordermann hält, sondern auch um den Lenk-Assistenten erweitert wurde: Auf gerader Straße oder sogar leichten Kurven lenkt das System kaum merklich mit und hilft dem Fahrer, das Fahrzeug in der Mitte der Fahrbahn zu halten. Bei Stau folgt das Auto dem Vorausfahrzeug und ermöglicht so teilautonomes Staufolgefahren. "Es geht darum den Fahrer in vielen Situationen zu entlasten und den Komfort zu erhöhen", so Herrmann. Drittes System mit erweiterten Funktionen ist der Aktive Spurhalte-Assistent. Ist der Fahrer unaufmerksam und überquert die gestrichelte Linie seiner Fahrbahn, wird er zuächst gewarnt und dann - wenn sich ein Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn nähert, sanft wieder zurück in die eigene Spur gebracht. Auch überholende Fahrzeuge werden durch den Heckradar erkannt. Heutige Systeme bei Mercedes erkennen "nur" einen durchgezogenen Strich und reagieren dann.Der Radarsensor im Heck liefert auch Informationen für das Inssassenschutzsystem Pre-Safe Plus: Droht ein Auffahrunfall wird das nahende Fahrzeug gewarnt, das eigene Auto auf die Kollision vorbereitet. Dazu kommen weitere Varianten wie Pre-Safe Impuls, das durch gezieltes Straffen und Lösen der Front-Sicherheitsgurte einen optimalen Schutz bei der Kollision bieten soll. Erstmals bietet Mercedes im Fond ein aufblasbares Gurtband (Beltbag) an, das die Belastung auf den Brustkorb der Passagiere vermindert.
Für zusätzliche Sicherheit soll auch die Beleuchtungstechnologie sorgen: Die neue S-Klasse wird vollständig und serienmäßig mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Vorteil: Gegenüber herkömmlichen Glühlampen ist LED deutlich energieeffizienter. Bis zu 0,05 Liter Kraftstoff oder 2,1 Gramm CO2 pro Kilometer lässt sich laut Mercedes im Vergleich zu Fahrzeugen mit Halogen-Abblendlicht einsparen. Dazu kommt der Adaptive Fernlicht-Assistent Plus, der das Fahren mit Dauerfernlicht erlaubt. Das System erkennt Verkehrsteilnehmer, die voraus fahren oder entgegenkommen, und sorgt dafür, dass diese nicht geblendet werden, während die S-Klasse den verbleibenden Raum deutlich besser ausleuchtet als das heute übliche Abblendlicht.Eine "Weltpremiere" sind den Schwaben zufolge die Heckleuchten, die in ihrer Intensität automatisch geregelt werden. Bremslicht und Blinker leuchten je nach Fahrzustand und der Helligkeit des Umfelds unterschiedliche stark. Bei Nacht an der Ampel wird das Bremslicht zum Beispiel so heruntergeregelt, dass der folgende Fahrer nicht geblendet wird.