Die Planungen der weltweit aufgestellten Daimler Financial Services sind von globalen makroökonomischen Schwankungen beeinflusst. Wir bei der Mercedes-Benz Bank als deutsches Tochterunternehmen werden uns anstrengen, dass wir unser Rekordergebnis aus 2011 im laufenden Jahr übertreffen.
"Wir werden zusätzliche Liquidität brauchen"
Auf jeden Fall. Wir sehen mittelfristig noch genügend Raum für profitables Wachstum. Zum einen werden wir von der Modelloffensive von Mercedes stark profitieren. Zum anderen können wir unser Versicherungsgeschäft und das Flottenmanagement weiter ausbauen. Kurz gesagt: Wir sind in Deutschland über alle unsere Produkte auf Wachstum eingestellt.
Nein, wir werden zusätzliche Liquidität zur Refinanzierung unseres wachsenden Geschäfts brauchen. Das hängt vor allem mit der Modelloffensive von Mercedes zusammen. Hier soll der Absatz bis 2015 auf mindestens 1,6 Millionen Autos weltweit steigen – von heute rund 1,2 Millionen. Um Ihnen eine Indikation zu geben: Wir haben heute in Deutschland einen Vertragsbestand von 17 Milliarden Euro in den Büchern und ein Einlagevolumen von elf Milliarden Euro. In diesem Verhältnis würde die Liquidität bei Bedarf weiter ausgebaut werden. Im europäischen Finanzierungsgeschäft beläuft sich unser Vertragsbestand auf über 31 Milliarden Euro. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier mittelfristig auf 40 Milliarden Euro zulegen.
Wir sind bei der Refinanzierung gut unterwegs. Ich sehe da überhaupt keine Probleme. In der Krise 2008/2009 haben wir unser Einlagenvolumen signifikant erhöht. Das zeigt mir, dass die Mercedes-Benz Bank als Marke bei den Kunden einen hohen Stellenwert genießt. Sie wissen, dass Ihre Ersparnisse sicher sind. Wir werden unsere Liquidität immer nur dort einsetzen, wo wir sicher sind, damit Geld zu verdienen und die Einlagen unserer Kunden nicht zu gefährden. Heute sind wir größtenteils über Einlagen refinanziert. Möglicherweise kommen künftig wieder Asset Backed Securities dazu.
Wir haben uns auch an dem Tender beteiligt und auch den Zuschlag bekommen. Allerdings liegen wir mit der Zuteilung deutlich unter dem Niveau von VW. Das Kapital haben wir sofort voll für die Refinanzierung des Fahrzeuggeschäfts genutzt. Unseren Kunden können wir mit 2,5 Prozent einen günstigen Zinssatz für Finanzierungen nahezu aller gängigen Baureihen bieten. Dies entspricht dem Grundgedanken des Tenders, die Konjunktur zu unterstützen und das Geld schnell in den Wirtschaftskreislauf einzubringen.
Meiner Ansicht nach muss man dabei alte Denkmuster durchbrechen, um diese Kunden zu erreichen. Zum Beispiel indem man die Zahlungsmodalitäten flexibler gestaltet oder Mobilität zu monatlichen Fixpreisen bietet, so dass sie den Lebensumständen der Zielgruppe eher entsprechen. Dazu kann ich Ihnen zur Markteinführung der A-Klasse mehr sagen.
Nein, das muss nicht zwangsläufig so sein. Wenn man die eigenen Produkte und die Kundensegmente versteht – das heißt auch genügend Datenmaterial über Zahlungsmoral etc hat – dann steigt das Risiko nicht per se mit dem Volumen. Die Risikokosten bei uns und im Markt werden voraussichtlich etwas steigen, weil wir 2011 aufgrund der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen historischen Tiefpunkt erreicht hatten.
Wir können uns vorstellen, Carsharing für Betreiber von großen Pkw-Flotten anzubieten. In großen Flotten gibt es immer wieder kurzfristigen Bedarf an Fahrzeugen. Wir könnten eine Mietflotte unterhalten, die solche Bedarfe ausgleicht. Derzeit arbeiten wir an einer entsprechenden Plattform und sind mit einem Pilotkunden dabei, eine Konzeption aufzusetzen.
Meine Vision ist, dass viele Prozesse, die heute der Händler oder unser Kundencenter macht, direkt vom Kunden erledigt werden können. Wir starten nun zur Jahresmitte mit einer mobilen Anwendung für Smartphones und Tablets zur Finanzierungskalkulation. Das ist der erste Schritt. In den nächsten 18 bis 24 Monaten soll dann eine Plattform für das mobile Banking stehen, die fast alle Prozesse abdeckt und dem Kunden 24 Stunden an sieben Tagen zur Verfügung steht.
Das ist richtig. Konkret bauen wir gerade im Service-Center Berlin das Forderungsmanagement für Spanien auf. Morgen könnten große europäische Länder wie Frankreich und Italien dazukommen. Unser Ziel ist, dass wir die Systeme, die auf einem hohen Qualitätsniveau sind, auch für andere Länder nutzen können. (Foto: Mercedes-Benz Bank)