Herausforderer für den VW-Tiguan: Mazda CX-5

Wien. Wenn der neue CX-5 von Mazda floppen sollte, würde der kleine japanische Hersteller vor einem strategischen GAU stehen. Denn in den schicken SUV, der punktgenau auf die Bedürfnisse europäischer Kunden zugeschnitten wurde, packt Mazda zum ersten Mal sein neues Technikpaket namens Skyactiv hinein. Würde dieses Angebot nicht vom Kunden angenommen, stünde Mazda blank da, denn Geld für die Entwicklung alternativer Antriebssysteme haben die Japaner in den vergangenen Jahren nicht übrig gehabt.

Alle Hoffnungen ruhen deshalb auf dem neuen Baukastensystem, auf dem im kommenden Jahr auch der Nachfolger des Mittelklassewagens Mazda 6 aufbauen wird. Nach und nach sollen dann alle Modelle bei den anstehenden Facelifts und Neuentwicklungen mit Skyactiv-Komponenten ausgerüstet werden.

Das Skyactiv-Paket beinhaltet neue, besonders sparsame Benzin- und Dieselmotoren mit technisch ungewöhnlichen Lösungen (die Automobilwoche berichtete), neue Getriebe, ein neues Fahrwerk, eine neue Karrosserie, neue Assistenzsysteme und nicht zuletzt eine neue Designsprache, von Mazda "Kodo - soul of motion“ tituliert. Sie soll an eine sprungbereite Raubkatze erinnern.

Die Messlatte für den CX-5 hat sich Mazda sehr hoch gelegt: "Unser Ziel ist es, mit dem CX-5 besser zu sein als der Volkswagen Tiguan", sagt Hideaki Tanaka, Programmchef für das neue Modell. "Und wir wollem mit ihm die ganze Marke stärken“, fügt er hinzu. Der CX-5 hat keinen Vorgänger, er schiebt sich deutlich unter den in Europa wenig erfolgreichen CX-7. Der noch größere CX-9 wird in Europa gar nicht angeboten. In der Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist ein noch kleinerer SUV, der als CX-3 auf den Markt kommen dürfte. Er dürfte dann mit dem neuen Opel Mokka oder auch dem Nissan Juke konkurrieren.

Auch Deutschlandchef Josef A. Schmid hat sich sportliche Ziele gesetzt: In diesem Jahr will er noch 8000 Einheiten verkaufen, 2013 dann mindestens 10.000. Wenn es gut läuft, kann er sich auch 15.000 bis 20.000 Einheiten vorstellen. "Auf solche Zahlen würden wir kommen, wenn der bisherige Bestelleingang so anhalten würde," erklärt Schmid dem verwunderten Fragesteller.

"Seit Jahresbeginn haben wir schon mehr als 4300 feste Kundenbestellungen für den CX-5 verzeichnet - ohne Testfahrten und Marketingmaßnahmen. Das hat es bei uns noch nie gegeben." Der offizielle Marktstart ist in Deutschland der 28. April.

Schmid hat noch einen anderen Grund zur Freude: "Wir verzeichnen einen sehr hohen Eroberungsanteil von bisherigen Premiummarken-Fahrern vor allem von Audi." 44 Prozent der bisherigen Besteller haben sich für die höchste Ausstattungsstufe "Sports Line" entschieden, 55 Prozent für die schon gut ausgestattete mittlere Variante "Center-Line." Außerdem orderten erstaunliche 63 Prozent die Allrad-Version, die 2000 Euro zusätzlich kostet, und immerhin 35 Prozent entschieden sich bislang für das neue Automatik-Getriebe (+ 1800 Euro), das nahezu genau so schnell schaltet wie das aufwändige Doppelkupplungsgetriebe vom Rivalen aus Wolfsburg.

Solche Order-Quoten werden zwar nicht der Durchschnitt sein, aber dennoch rechnet der Mazda-Chef in Deutschland mit einer Bestellquote von 51 Prozent für die Ausstattungslinie Center-Line und 34 Prozent für die teure Sports-Line. 60 Prozent dürften einen Diesel ordern, 40 Prozent den bislang einzigen Benziner im Angebot, so Schmid weiter.

"Wir rechnen damit, dass unser Problem darin liegen wird, ausreichend Fahrzeuge aus Japan zu bekommen“, sagt er. Auch der CX-5 wird wie alle anderen Mazda-Modelle ausschließlich in Japan gefertigt. Für ganz Europa sind im ersten Jahr 40.000 Fahrzeuge vorgesehen, die geplante Jahresproduktion liegt bei 160.000 Einheiten. Ein interessantes Detail: Mazda erwartet, dass 50 Prozent aller CX-5-Käufer Frauen sein werden.

Im Prinzip hat der neue Sport-SUV von Mazda alle Ingredienzen, um im gehobenen Segment der Kompakt-SUV zu räubern. Der CX-5 ist mit 4,54 Metern Länge und 1,84 Metern Breite etwas größer als der Tiguan (4,43 m/1,81 m), dabei aber leichter und er hat etwas mehr Beinfreiheit im Fond und mehr Kofferraum-Volumen. Vor allem aber liegt der Spritkonsum der Papierform nach ebenfalls unter den vergleichbaren Aggregaten der Wettbewerber.

Auch beim Preis hat sich Mazda vorgenommen, die Benchmark Tiguan zu schlagen: Der CX-5 beginnt in Deutschland mit Frontantrieb und 165-PS-Benziner bei 23.490 Euro. Voll ausgestattet mit dem 2,2-Liter Diesel mit 175 PS, Allrad, Automatik und komplettem Ausstattungspaket inklusive Leder, Bose-Anlage, 19-Zoll-Rädern und Rückfahrkamera sind 34.490 Euro fällig. (Foto: Mazda)