Daimler startet im dritten Quartal Lkw-Produktion in China

Peking. Daimler und der chinesische Partner Beiqi Foton Motor haben die endgültige Geschäftslizenz für das Joint Venture "Beijing Foton Daimler Automotive" (BDFA) erhalten und wollen im dritten Quartal den ersten gemeinsamen Lkw ausliefern. "Unsere 50-Prozent-Beteiligung an BDFA wird uns eine Position als einer der Key Player auf dem chinesischen Markt ermöglichen und wir bekommen Zugang zum attraktiven Volumensegment", sagte Daimler-Lkw-Chef Andreas Renschler in Peking. Früheren Angaben zufolge investieren die beiden Partner knapp 700 Millionen Euro in das Joint Venture. Insgesamt plant der deutsche Konzern in China in den nächsten Jahren Investitionen von drei Milliarden Euro – zwei Milliarden entfallen auf den Ausbau der Pkw-Produktion mit Partner BAIC. Außerdem fertigt Daimler in einem weiteren Joint Venture Transporter.

Die Stuttgarter sind seit Jahrzehnten der größte Lkw-Hersteller der Welt und haben ehrgeizige Wachstumspläne: Wurden im vergangenen Jahr 426.000 Lkw verkauft, soll der Absatz bis 2013 auf 500.000 Einheiten zulegen, bis 2015 diese Marke übertroffen und 2020 ein Volumen von 700.000 Lkw erreicht werden. "Der Start des Joint Ventures ist auch ein klares Signal", so Renschler weiter. "Bei der Entwicklung der weltweiten Strategie von Daimler-Trucks halten wir, was wir versprechen."

Die Low-Cost-Lkw kommen in China unter der Foton-Marke "Auman" auf den Markt. Sie erhalten den Mercedes-Motor OM475, den Daimler bereits in Europa und Lateinamerika einsetzt. Das Aggregat wird die künftige chinesische Abgasnorm "China IV" – das entspricht Euro IV – erfüllen. Die schweren und mittelschweren Lkw sollen technologisch besser sein als die chinesische Konkurrenz und unterhalb der High-Tech-Importfahrzeuge aus Europa positioniert werden. In China werden laut Daimler über eine Million mittelschwere und schwere Lkw jährlich verkauft. Im vergangenen Jahr habe der chinesische Markt rund 40 Prozent des gesamten Weltmarkts im mittleren und schweren Segment ausgemacht.

In dem Joint Venture verantworten die Stuttgarter neben der lokalen Produktion des Motors das Finanz- und IT-Ressort sowie die Bereiche Qualität und Entwicklung. Foton bringt das bereits bestehende Geschäft mit mittelschweren und schweren Lkw der Marke Auman sowie die Produktionsstandorte und das Vertriebs- und Servicenetz ein. Das Gemeinschaftsunternehmen führt Wu Yuejun von Foton als Präsident. Der Daimler-Manager Stefan Albrecht fungiert als Executive Vice President. Foton ist erst 1998 ins Lkw-Geschäft eingestiegen und verkauft mittlerweile über 100.000 mittelschwere und schwere Laster. Die Produktionskapazität des Joint Ventures wird nun auf 160.000 Einheiten hochgefahren.

Mit der Erteilung der Geschäftslizenz geht für Daimler eine fast neunjährige Hängepartie zu Ende. Bereits im September 2003 unterzeichnete der damalige Daimler-Chef Jürgen Schrempp einen Rahmenvertrag mit der BAIC-Tochter Foton. Dann verhedderten sich die Stuttgarter in den Wirrungen der chinesischen Bürokratie, die rückwirkend die Gesetze änderten, so dass sich der Start des Gemeinschaftsunternehmens trotz zahlreicher Durchbruchmeldungen immer wieder verzögerte. Im Jahr 2008 wurde schließlich eine neue Absichtserklärung unterzeichnet, die nun endgültig zur Aufnahme des Geschäftsbetriebs führte. Konkurrent Volvo fertigt schon seit 2004 in China.

"Es gibt einen Ausspruch, dass alles, wofür es sich zu arbeiten lohnt, auch wert ist, zu warten. Das trifft auf unser Joint Venture zu", so Renschler. Für ihn ist Foton als drittgrößter chinesischer Hersteller von Schwer-Lkw der erhoffte starke lokale Partner. Vom Sitz des Gemeinschaftsunternehmens am Foton-Standort Peking-Huairou wollen die Partner auch den Export in andere Länder Asiens vorantreiben. (Foto: Daimler)