Seoul. Die Bosch-Gruppe will künftig vom dynamischen Wachstum in Asien stärker profitieren und hat deshalb verschiedene Aktivitäten an einem neuen Hauptsitz zusammengefasst. "Die neue Unternehmenszentrale in Seoul ist ein Symbol für die erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens in Korea und gleichzeitig ein Zeichen unserer hohen Erwartungen für die Zukunft", sagte Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung des Automobilzulieferers und Elektronikonzerns am Freitag bei der Einweihung des zehngeschossigen Gebäudes.
Bosch will Korea-Geschäft ausbauen
Für das laufende Jahr prognostiziert der Manager in Asien einen Umsatz von rund 7,4 Milliarden Euro, was einem Plus von rund 13 Prozent in lokaler Währung entspricht. In Korea sollen die Erlöse um acht Prozent auf 1,4 Milliarden Euro steigen, was zu 90 Prozent von der Kfz-Technik-Sparte kommt. Insgesamt erwartet Bosch 2007 einen Gruppenumsatz von 46 Milliarden Euro, davon dürften auf die Kfz-Technik rund 28 Milliarden Euro entfallen. Der Rest verteilt sich auf die deutlich kleineren Geschäftsfelder Industrietechnik, wo hauptsächlich Automatisierungslösungen angeboten werden, und den Gebrauchsgütern mit Elektro- und Hausgeräten.
In Korea ist Bosch mit allen Geschäftsbereichen vertreten und beschäftigt insgesamt 3000 Mitarbeiter. Interessant ist das Land aber vor allem wegen der starken Automobilindustrie. Derzeit verfügt das Unternehmen über fünf große Produktionsstandorte und fertigt unter anderem Einspritzsysteme für Dieselmotoren, Injektoren und Hochdruckpumpen sowie Elektromotoren und Scheibenwischersysteme. In der neuen Zentrale, in die Bosch 18 Millionen Euro investiert hat, arbeiten arbeiten derzeit 350 Mitarbeiter, davon 100 Ingenieure in der Forschung und Entwicklung. In Zukunft können dort bis zu 500 Mitarbeiter beschäftigt werden.
"Für uns als weltweit größten Automobilzulieferer spielt Korea ohne Frage eine zentrale Rolle", so Fehrenbach. Der Standort ist derzeit Nummer Fünf in der automobilen Weltrangliste. "Mit unseren ausgezeichneten Konzepten helfen wir unseren koreanischen Kunden, ihre Wettbewerbsposition zu verteidigen oder im weltweiten Umfeld zu verbessern." Dabei mahnte Fehrenbach ausdrücklich weitere Produktivitätsverbesserungen an, die nicht zuletzt die ungünstigen Wechselkurse abmildern sollen.
Da das Land zwischen China und Japan mittlerweile kein Niedriglohnstandort mehr ist und sich einer zunehmenden Konkurrenz aus dem Reich der Mitte gegenübersieht, muss Korea künftig versuchen die Produzenten einerseits den Strategiewechsel zu technologisch anspruchsvolleren Fahrzeugen mit eigenen Innovationen zu vollziehen. Um dem verhaltenen Wachstum im eigenen Land zu entkommen, wollen sie auf der anderen Seite ihre Auslandskapazitäten stark ausbauen. Daraus ergeben sich für den Stuttgarter Automobilzulieferer interessante Perspektiven.
Insbesondere Hyundai will sich vom `Fast Follower` zum Technologieführer entwickeln und gleichzeitig international stark expandieren. " Als global aufgestelltes Unternehmen können wir Hyundai in beiden Punkten unterstützen“, so Fehrenbach. Um die gemeinsamen Interessen auszuloten, traf sich der Manager mit Hyundai-Chairman Mong Koo Chung. Dabei sei es vor allem um eine stärkere technologische Zusammenarbeit gegangen, so Fehrenbach. Bosch habe besonders beim Diesel eine lange Tradition mit Hyundai, was einer der Erfolgsfaktoren der Koreaner auf dem europäischen Markt sei. Auch in der Region selbst rechnet der Manager mit steigender Dieselakzeptanz. Gleiches gelte für Sicherheitssysteme wie ABS und ESP.
Doch nicht nur Hyundai und die Schwestermarke Kia haben sich ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Auch GM-Tochter Daewoo sowie Ssangyong und Renault Samsung sind auf Expansionskurs. Die koreanischen Hersteller, derzeit Nummer 5 in der Welt, wollen von 2006 an die weltweite Produktion von 5,8 Millionen Fahrzeugen, davon liefen 3,8 Millionen in Korea vom Band, auf 8,1 Millionen im Jahr 2015 ausbauen. "Dabei wird der größte Zuwachs sicher bei Produktionen im Ausland stattfinden", so die Einschätzung von Krister Mellvé, dem Leiter des koreanischen Bosch-Geschäfts.