Stuttgart. Die Neuausrichtung der Daimler AG dürfte in den kommenden Wochen weitgehend abgeschlossen werden. Im September und Oktober gehen jeweils 120 Führungskräfte des Stuttgarter Automobilherstellers für eineinhalb Tage im Seminarzentrum Lämmerbuckel auf der Schwäbischen Alb in Klausur. Dies geht aus einer internen Publikation hervor, die der Automobilwoche vorliegt. Dabei soll in sechs Workshops mit je 20 Teilnehmern die künftige Unternehmensstrategie “konkretisiert” werden. Ein Unternehmenssprecher bestätigte die Klausurtage auf Nachfrage dieser Zeitung.
Die DaimlerChrysler AG hat Mitte Mai den Verkauf der Chrysler-Mehrheit an den US-Investor Cerberus bekannt gegeben. Damit besteht die neue Daimler AG im Wesentlichen aus dem Pkw-Geschäft der Mercedes Car Group (MCG) sowie den Transporter-Aktivitäten. Eine zweite Säule bilden die Lkw-Sparte und das Omnibus-Geschäft. Dazu kommt die Sparte Finanzdienstleistungen, die zur Vertriebsunterstützung des Industriegeschäfts dient.
Bereits Anfang Juli hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche seine Topmanager im Mercedes-Werk Tuscaloosa zum gemeinsamen Brainstorming versammelt. Bei diesem ersten Treffen nach der Trennung von der US-Tochter Chrysler ging es einerseits darum, die eigenen Truppen um sich zu scharen und Identifikation mit der neuen Daimler AG zu schaffen, andererseits wurde auch über die künftige Ausrichtung des Konzern gesprochen. Die Ergebnisse dieser Beratungen sollen nun auf den beiden weiteren Klausuren für die einzelnen Sparten und Funktionen konkretisiert werden.
Dass der Vorstandsvorsitzende den Aktionären auf der außerordentlichen Hauptversammlung, wahrscheinlich am 4. Oktober, visionäre Ideen für einen Konzernumbau vorlegt, ist allerdings nicht zu erwarten. Wie aus der internen Publikation hervorgeht, beschränkt sich die Aufgabenstellung vor allem auf die Frage, wie das Unternehmen zusätzlich profitables Wachstum aus dem heutigen Geschäft generieren kann. Deshalb sind die Topmanager aufgefordert, “alle Wachstumschancen” im Kerngeschäft zu identifizieren. Zusätzlich will Zetsche “neue Marktchancen erschließen” und Innovationen fördern. Den Kauf anderer Automobilmarken beziehungsweise eine Diversifikationsstrategie hat Daimler bereits von vornherein ausgeschlossen.