Daimler: Betriebsrat fordert Sonderprämie

Stuttgart. Bei den zu Beginn 2008 anstehenden Verhandlungen des Gesamtbetriebsrats mit dem Daimler-Vorstand haben die Arbeitnehmervertreter der Zentrale um Betriebsrat Jörg Spies die gewünschte Marschroute vorgegebenen. Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm soll nicht nur die übliche Erfolgsbeteiligung für die Beschäftigten, sondern auch eine Sonderprämie aushandeln, wie aus der November-Ausgabe der Betriebsratszeitung "Scheibenwischer Zentrale" hervorgeht. Angesichts der zu erwartenden Rekordergebnisse solle der Geldwert der Ergebnisbeteiligung über dem Niveau von 2006 liegen. Damals haben die 132.000 anspruchsberechtigten Mitarbeiter in Deutschland 2000 Euro erhalten - doppelt so viel wie im Jahr zuvor.

Darüberhinaus will Spies die Zahlung einer Sonderprämie von 5000 Euro durchsetzen. Diese könne als Geldbetrag oder in Form von Mitarbeiteraktien geleistet werden. Begründet wird diese Forderung mit den hohen liquiden Mitteln, die im Wesentlichen durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erarbeitet worden seien.

Tatsächlich hat die Trennung von der US-Tochter Chrysler, durch die der Konzern milliardenschwere Gesundheits- und Pensionslasten loswerden konnte, und eine drastische Schlankheitskur mit dem Abbau von weit über 10.000 Arbeitsplätzen hohe Barbestände in die Kasse gespült: Allein in den ersten neun Monaten verfügte Finanzchef Bodo Uebber über 13,7 Milliarden Euro, zum Jahresende dürfte dieser Betrag nochmals anschwellen.

Das Geschäft läuft in allen Aktivitäten glänzend - von den Pkw über die Transporter und Busse zu den Lkw. Entsprechend hat Daimler-Chef Dieter Zetsche einen operativen Rekordgewinn von mindestens 8,5 Milliarden Euro für das laufenden Jahr in Aussicht gestellt. Gleichzeitig soll die hohe Liquidität mit einem Aktienrückkaufprogramm über 7,5 Milliarden verringert werden. Für Spies ist es deshalb "zwingend notwendig, einen gerechten Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit zu schaffen, um den sozialen Frieden im Unternehmen nicht zu gefährden".

Gesamtbetriebsratschef Klemm wollte sich zu den Forderungen seiner Kollegen aus der Zentrale nicht äußern. "Zunächst muss der Jahresabschluss feststehen", sagte seine Sprecherin. Klemm hatte bereits bei der Trennung von Chrysler klargemacht, dass die Belegschaft, nachdem sie jahrelang die hohen Verluste der US-Tochter ausgleichen musste und die Aktionäre mit einem Aktienrückkauf und einer möglicherweise höheren Dividende beglückt werden, nun einen angemessenen Erfolgsbeitrag erwarten kann. Übrigens: Die Beschäftigten der Stuttgarter Sportwagenschmiede Porsche erhielten 5200 Euro für das am 31. Juli 2007 abgelaufene Geschäftsjahr. Auch Porsche hat mit rund 5,8 Milliarden Euro vor Steuern einen neuen Rekordgewinn ausgewiesen.