Genf. Jahrzehntelang hat der französische Autokonzern PSA seine beiden Marken Peugeot und Citroën auf ein und denselben Märkten gegeneinander antreten lassen. Beide Marken seien unverwechselbar, die Kundschaft ebenso, tönten die PSA-Verantwortlichen unisono - weil sie mangels Alternativen daran glauben mussten.
Jetzt räumt Konzernchef Philippe Varin zum ersten Mal ein, dass die beiden Marken Peugeot und Citroën zu eng nebeneinander positioniert sind und sich künftig stärker unterscheiden müssen."Die Differenzierung unserer Marken muss stärker vorangetrieben werden als in der Vergangenheit“, sagte Varin beim Autosalon in Genf. "Bisher gab es noch zu viel Überschneidungen, zu viel Mainstream", räumte er ein. Künftig werde Peugeot stärker in die Richtung Qualität und Robustheit entwickelt, Citroën werde sich mit der DS-Linie noch vehementer als französische Luxusmarke positionieren, während sich das klassische Portfolio der C-Linie sich auch innerhalb der Marke Citroën stärker von der DS-Linie absetzen werde."Die C-Linie ist dazu bestimmt, ein sehr starkes Design nach außen zu tragen und das bei gleichzeitig sehr attraktiven Gesamtkosten im Hinblick auf TCO (total cost of ownership).“ Als erstes Modell dieser Neuausrichtung werde in der zweiten Jahreshälfte der neue C4 Picasso eingeführt. Er entspricht weitgehend dem in Genf gezeigten seriennahen Konzeptfahrzeug Technospace. Insgesamt wolle sich PSA auch stärker von den deutschen Herstellern unterscheiden, sagte Varin. "Wir spielen nicht im selben Match wie die Deutschen.“PSA rückt Peugeot und Citroën auseinander
PSA-Konzernchef Philippe Varin hat zum ersten Mal eingeräumt, dass die beiden Marken Peugeot und Citroën zu eng nebeneinander positioniert sind und sich künftig stärker unterscheiden müssen. Peugeot wird "robuster", während sich Citroën noch stärker in die edle DS-Linie und in eine kostengünstige Standardlinie entwickelt.
Cash-Burn-Rate soll 2013 halbiert werden
Parallel zur Marken-Neupositionierung werde PSA seine angekündigte Restrukturierung umsetzen und seine Neuheiten einführen. Allein für dieses Jahr stehen mit beiden Marken 17 Neueinführungen oder Facelifts auf dem Programm. "Wenn wir diese drei Elemente umsetzen - erfolgreiche Neueinführungen, weitere Marken-Differenzierung und Restrukturierung, dann können wir in Europa mittelfristig unser Ziel von 13 Prozent Marktanteil erreichen“, zeigte sich Varin überzeugt.
Nach dem enttäuschenden Jahresauftakt nahm Varin für das laufende Jahr seine Gesamtmarkt-Prognose für Europa leicht zurück: "Wir hatten Ende vergangenen Jahres für 2013 mit einem Korridor von minus drei bis minus fünf Prozent in Europa gerechent- jetzt wird es wohl eher bei minus fünf liegen. (...) Wir müssen uns der Realität stellen."Die Cash-Burn-Rate des Konzerns will Varin in diesem Jahr von 250 Millionen Euro pro Monat im Vorjahr auf die Hälfte senken.Varin zeigte sich zuversichtlich, dass PSA auch den zentralen Baustein seiner Restrukturierung in Frankreich - die Schließung des Werkes in Aulnay im Osten von Paris - trotz massiver Arbeiterproteste umsetzen kann. "Wir werden unsere Pläne nicht ändern, weil eine kleine Minderheit von vielleicht zehn Prozent der Belegschaft sich sträubt, die Notwendigkeiten anzuerkennen. Es macht einfach keinen Sinn, zwei Werke im Raum Paris (Poissy im Westen) mit jeweils knapp 50 Prozent Auslastung zu betreiben."Der Abbau in Aulnay und weitere Stellenstreichungen im Konzern sollen zu insgesamt 8000 Stellen weniger führen. Dieser Personalabbau koste zunächst rund 600 Millionen Euro, sagte Varin jetzt. Doch damit würden langfristig deutlich höhere Strukturkosten eingespart.Auch die französische Regierung habe inzwischen verstanden, dass an Strukturmaßnahmen kein Weg vorbeiführe, sagte Varin. "Am Anfang sträubte sich die neue Regierung noch, jetzt anerkennt sie aber die notwendigen schmerzvollen Schritte." Er zeigte Verständnis für die Haltung der sozialistischen Regierung: "PSA repräsentiert zwei Drittel der französischen Automobilindustrie. Das ist es nicht verwunderlich, dass man uns ganz genau beobachtet."
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