"China setzt seine Rolle als globaler Taktgeber der E-Mobität unbeirrt und mit zunehmender Dynamik fort." So fasst Studienleiter Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) die Ergebnisse seiner aktuellen Jahresbilanz zur E-Mobilität zusammen. Alleine die schiere Masse überzeugt: 777.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride - inklusive kommerziell genutzter Fahrzeuge - sind weltweit einsame Spitze. Zudem kann China mit 53 Prozent einer der höchsten Wachstumsraten unter den großen Automärkten vorweisen.
Maßgebend für die chinesische Strategie ist laut Bratzel "weniger die Luftreinhaltung. Vielmehr spielen industriepolitische Motive eine Hauptrolle, wie die Unabhängigkeit von Ölimporten und die Herausbildung von global tätigen Automobilherstellern und Zulieferern mit Elektrokompetenz aus China."
Wie dominant China derzeit ist, zeigt, dass alleine der Zuwachs bei E-Auto-Verkäufen, der dort vergangenes Jahr stattfand, größer ist als der gesamte Absatz auf dem zweitgrößten Markt, den USA, die 28 Prozent auf 194.479 Elektroautos zulegten.
In Europa zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Norwegen kann seine Sonderrolle fortsetzen. In dem verhältnismäßig kleinen Land wurden 2017 62.300 E-Autos abgesetzt. Mehr als in weit größeren Märkten wie Deutschland, dem vereinigten Königreich oder Frankreich. Der Marktanteil der Stromer liegt dort inzwischen bei 39,3 Prozent und gut 10 Prozentpunkte höher als noch im Vorjahr.
Von solchen Quoten können die anderen Märkte nur träumen. Deutschland kann allerdings immerhin den höchsten Zuwachs unter den betrachteten Märkten vorweisen und das relativ niedrige Niveau, von dem es kam, mehr als verdoppeln. Bratzel sieht hier auch die Debatte um Diese-Fahrverbote als Treiber.
Eine Ausnahme bilden die Niederlande. Lagen sie 2016 noch beinahe gleichauf mit Deutschland, ist der E-Auto-Verkauf dort massiv eingebrochen, nachdem Ende 2016 die Förderung für Plug-in-Hybride ausgelaufen war.
Bratzel rechnet für die kommenden zwei Jahre mit eher geringen Steigerungen für die Elektroautos. Ab Anfang der 2020er Jahre werde es dann aber eine deutliche Steigerung der Marktdynamik geben. 2025 könnten sie demnach einen weltweiten Marktanteil zwischen 12 und 25 Prozent haben, 2030 zwischen 25 und 40 Prozent.
Lesen Sie auch:
Diess: VW könnte mehr Elektroautos verkaufen
Industrie fordert grundlegenden Strategiewechsel bei Klimapolitik
Weltweite Lieblings-Autofarben