"Wir gehen dieses Jahr zurück nach Russland"

Neustart bei Opel in Eisenach: Nach einer rekordverdächtig kurzen Umbauphase startet in dem Thüringer Autowerk, das mehr als zwei Jahrzehnte auf Kleinwagen spezialisiert war, am Mittwoch um 11:00 Uhr die Produktion des SUVs Grandland X. Er ruht als erstes Modell von Opel komplett auf einer Plattform von PSA, in diesem Fall auf der sogenannten EMP 2-Plattform.

Auch eine Hybrid-Version des Grandland wird aus Eisenach kommen. Diese Variante des SUV ist der erste Opel-Hybrid überhaupt. Die Produktion des Kleinwagens Corsa in Eisenach war im Mai eingestellt worden.

Der Corsa wird nach den Vereinbarungen von Opel mit der französischen Mutter PSA künftig nur noch aus dem spanischen Werk bei Saragossa kommen. Die Neuausrichtung des Eisenacher Werks, bei der etwa 450 Stellen ohne Kündigungen wegfallen, soll für eine bessere Auslastung sorgen.

Als Gäste beim Grandland-Start werden Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erwartet. Tiefensee hatte sich in den vergangenen Monaten immer wieder für ein zweites Modell für Eisenach neben dem Grandland X stark gemacht.

Dazu sagte am Vorabend Opel-Chef Michael Lohscheller: "Mit der Hybridversion des Grandland X haben wir schon zwei unterschiedliche Modelle, die in Eisenach gebaut werden." Opel rechne mit einer hohen Auslastung des Werkes, betonte Lohscheller.

Große Hoffnungen setzt Lohscheller auf den Neustart der Opel-Verkäufe in Russland. "Das Ende der Aktivtäten dort nach einer Entscheidung von General Motors hatte uns tief getroffen", sagte Lohscheller. Immerhin würden in Russland derzeit noch rund 500.000-Opel-Fahrzeuge auf den Straßen fahren, die Marke Opel genieße in Russland weiterhin hohes Ansehen. "In Russland hat es eine deutsche Marke einfacher, als eine französische Marke", sagte Lohscheller zu der Entscheidung der PSA-Führung.

"Im vierten Quartal werden wir in Russland neu starten", bekräftigte Lohscheller weiter. Der Start werde im PSA-Werk Kaluga beginnen. Dort sollen der Zafira Life und der Vivaro produziert werden. Weitere Modelle sollen aus Europa nach und nach in Russland eingeführt werden.

PSA-Produktionsvorstand Yann Vincent machte in Eisenach am Vorabend des Grandland-X-Starts deutlich, dass PSA von dem Modellwechsel in dem Werk überzeugt sei. "Wir glauben, dass es auch an einem hochlohn-Standort wie Eisenach möglich ist, profitabel zu produzieren," sagte er. "Die Performance hier ist deutlich gestiegen - und nur eine gute Performance schützt die Standorte vor negativen Entwicklungen." Die bisher erreichten Verbesserungen stimmten ihn optimistisch für die Zukunft des Werkes.

In Eisenach habe PSA schon erhebliche Kostenverbesserungen erreicht. "Wir arbeiten wirklich höllisch daran, die Kosten zu senken," so Vincent. Unter anderem seien die Werksflächen verkleinert worden, um so kompakt wie möglich zu produzieren und dadurch Zeit und Geld zu sparen. Auch Vereinbarungen mit den Arbeitgebern zu weiteren Flexibilisierungen hätten dem Standort geholfen. Mittelfristiges Ziel von PSA sei es, die Kosten pro Fahrzeug um durchschnittlich 700 Euro zu senken. Wo PSA hierbei in Eisenach steht, sagte Vincent nicht.

Wichtige Kosteneinsparungspotenziale biete auch weiterhin ein optimierter Einkauf und eine immer weiter verbesserte Logistik. "Wir wollen in der Automobilindustrie auch zu einem der Besten in der Logistik werden," sagte Vincent.

Mit der Produktion des Grandland hat Opel nach Einschätzung von Tiefensee (SPD) seine Zusagen für das Werk in Eisenach eingehalten. "Wir können mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die Standortsicherung ist umgesetzt", sagte Tiefensee vor dem Produktionsstart.

"Mit der Umrüstung der Produktion und der Hybrid-Variante sind die Zukunftsaussichten gestiegen", sagte Tiefensee. Er hoffe, dass in Eisenach künftig zwischen 80.000 und 100.000 Autos pro Jahr gebaut werden, um die Arbeitsplätze zu sichern.

Opel beschäftigt in der Thüringer Autofabrik derzeit noch rund 1400 Mitarbeiter. Eine weitere Abfindungsrunde für etwa 200 Arbeitnehmer läuft noch, sagte ein Firmensprecher.

Das Land Thüringen hatte die Umstrukturierungen bei Opel in Eisenach durch Übernahme von Flächen sowie die finanzielle Förderung von Weiterbildungsangeboten für Beschäftigte unterstützt.

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