VW-Konzern schmiedet konkrete Pläne für Karmann

Wolfsburg/Osnabrück. VW arbeitet an konkreten Plänen für einen Einstieg bei dem Not leidenden Zulieferer Karmann. VW-Chef Martin Winterkorn lässt prüfen, ob und wann wichtige Zulieferumfänge für ein neues Golf Cabriolet und die Serienversion des zu Jahresbeginn als Studie vorgestellten VW-Roadsters BlueSport an Karmann vergeben werden können. Dies erklärte ein VW-Manager gegenüber Automobilwoche. Den Bau kompletter VW-Modelle bei dem Auftragsfertiger schloss der Insider hingegen aus: "Karmann produziert zu teuer.“

VW ist bereit, für Karmann einen Betrag in niedriger zweistelliger Millionenhöhe zu zahlen. Der VW-Aufsichtsrat soll sich schon bald mit dem Fall befassen. Der Cabrio-Spezialist aus Osnabrück hatte nach dem Verlust wichtiger Montageaufträge große Teile der Belegschaft entlassen müssen und Insolvenz angemeldet. Um zumindest Verdecksparte, Werkzeugbau und Entwicklung zu retten, ist ein rascher Mittelzufluss nötig.

Jüngst zeichnete sich hier bereits ein Hoffnungsschimmer für Karmann ab. Bei dem schwer angeschlagenen Zulieferer ist eine erste Millionenzahlung, laut Branchenkreisen von BMW, eingegangen. "Die Liquiditätssituation ist aber nach wie vor extrem angespannt. Es stehen noch Gelder von mehreren Auftraggebern in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrags aus“, so ein Sprecher von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann.

Wenn mit den Kunden keine Einigung erzielt wird, muss der Insolvenzverwalter die Karmann-Schließung oder weitere "drastische Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten“ in Erwägung ziehen, so der Sprecher. Herrmann hofft aber, dass die ausstehenden Summen bezahlt werden. Von den 1620 Karmann-Mitarbeitern haben in der vergangenen Woche 720 ihre Kündigung erhalten.

Volkswagen verhandelt derzeit intensiv mit der Karmann-Besitzgesellschaft wegen einer möglichen Übernahme. Nach Angaben eines VW-Managers sind die Wolfsburger vor allem an der Engineeringkompetenz und am Werkzeugbau der Osnabrücker interessiert. VW-intern wird der Einstieg bei Karmann nicht als Notwendigkeit, sondern als Unterstützung gegenüber dem langjährigen Partner gesehen. "VW braucht Karmann nicht“, so der Volkswagen-Manager.

Zudem sehen Branchenkreise eine VW-Beteiligung an Karmann als Gefälligkeit für den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU). Dieser sitzt im Aufsichtsrat der Wolfsburger, hat in Osnabrück seinen Wahlkreis und war Volkswagen behilflich, die Übernahme durch Porsche zu verhindern. Die IG Metall wettert indes gegen die Karmann-Eigner, dass diese "vollständig überzogene finanzielle Forderungen“ stellen und so die Rettung gefährdeten.