VDA gibt Entwarnung - Nachfrage hält auch im zweiten Halbjahr

Stuttgart. Die Pkw-Konjunktur setzt sich nach Einschätzung des VDA auch im zweiten Halbjahr und bis ins Jahr 2011 hinein fort. "Es gibt keine Unsicherheit mehr bezüglich der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte", sagte Helmut Weirich, der beim Branchenverband für die Zulieferindustrie und den Mittelstand zuständig ist, auf einer IG Metall-Veranstaltung in Stuttgart. Im ersten Quartal 2010 stieg der Auftragseingang der deutschen Autobranche um 38 Prozent an. Zuletzt hatte es immer wieder Zweifel gegeben, ob der Boom vor allem durch das Auffüllen der krisenbedingt leergefahrenen Läger bei Hersteller und Zulieferer ausgelöst wurde, oder ob die Abrufe aufgrund einer schwächeren Nachfrage im Jahresverlauf wieder zurückgehen. Weirich zufolge ist nun absehbar, dass sich der Boom bis ins Jahr 2011 hinein fortsetzt.

Im ersten Quartal 2010 war der Auftragseingang um 38 Prozent gestiegen. Treiber dieser Entwicklung sind vor allem Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien sowie die Erholung in den USA. Für das laufende Jahr prognostiziert der VDA ein Plus beim weltweiten Pkw-Absatz von fünf Prozent auf 57,9 Millionen Fahrzeuge. Während Westeuropa um zehn Prozent auf 12,2 Millionen Einheiten einbrechen dürfte, wird in den USA ein Zuwachs um elf Prozent auf 11,5 Millionen und China um 20 Prozent auf 10 Millionen Pkw iin Aussicht gestellt. "Auch der schwache Euro hilft der deutschen Industrie", betont Weirich.

Trotz der überraschend schnellen Erholung des weltweiten Pkw-Markts sind die Pkw-Werke in Deutschland laut ifo-Institut im ersten Quartal nur zu 76 Prozent ausgelastet gewesen. Bei der Zulieferindustrie waren es nur 70 Prozent. Auch in einer Studie von IHS Global Insight und Deloitte, die der VDA zitierte, werden die Überkapazitäten in der deutschen Zulieferindustrie auf 30 Prozent geschätzt. Die Studie basiert auf die Befragung von knapp 200 Unternehmen der Branche. Gleichzeitig klagen die Zulieferer (87 Prozent) über erschwerte Bedingungen für Bankkredite. Laut Weirich drückt die Kreditklemme das subjektive Empfinden der Unternehmen aus: "Die Zeiten des billigen Geldes werden auf lange Frist nicht wiederkehren. Zulieferer müssen sich dauerhaft auf eine veränderte Finanzierungssituation einstellen." Nachdem viele Unternehmen die Krise operativ überstanden haben, bleiben dennoch strukturellen Spätfolgen: Mehr als 90 Prozent der Befragten bejahen in der Umfrage, dass die deutschen Autozulieferer eine Eigenkapitallücke aufweisen. In der nahen Zukunft erwarten 28 Prozent, dass sie diese Lücke nicht schließen können. "Finanzierung wird zum strategisch wichtigen Thema der Zulieferer", so Weirichs Fazit - auch wenn seiner Erfahrung nach der Druck etwas nachgelassen hat.