Wir sind gedämpft optimistisch. Allerdings werden wir ein Absatzvolumen von 16 Millionen Einheiten wie noch vor einigen Jahren so schnell nicht mehr sehen. Wenn der US-Markt dieses Jahr auf rund 11,5 Millionen Fahrzeuge kommt, können wir alle zufrieden sein. Das wäre ausgehend von 2009 eine gute Verbesserung. Mittelfristig reichen die Prognosen von elf bis 14 Millionen Einheiten. Das muss man abwarten.
"Unser Absatz wird deutlich zulegen"
Das Luxussegment, das rund zwölf Prozent vom Light-Truck-Markt ausmacht, hängt natürlich an der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung. Durch die Rezession hat es 2009 gelitten. In diesem Jahr erwarte ich aber, dass es etwas stärker zulegt als der breite Markt. Falls die gesamtwirtschaftliche Erholung eintritt, dürften die Käufer in diesem Segment schneller zurückkehren. Dazu trägt auch ein Sondereffekt bei ...
Während in den vergangenen zwei Jahren vor allem durch die hohe Zahl der Leasingrückläufer das Neuwagengeschäft unter Druck geriet, zeichnet sich hier eine deutliche Entspannung ab: Das geringere Angebot an günstigen Gebrauchtfahrzeugen macht den Neuwagenkauf wieder attraktiver. Hier zeigt sich auch, dass unsere Wettbewerber vorsichtiger geworden sind.
Nach einem hohen Restwertverfall hat sich die Situation in den vergangenen acht bis zwölf Monaten bereits dramatisch verbessert. Das Thema bleibt uns in der Autoindustrie erhalten, in den USA aber haben wir längst nicht mehr die Belastungen wie noch 2008.
Bedingt durch die Markterholung in den letzten Monaten, gab es bei den Incentives im Gesamtmarkt ebenfalls eine leichte Entspannung. Wie es weitergeht, hängt in erster Linie von der allgemeinen Nachfrage ab und vor allem von den Signalen der großen Player wie General Motors und Toyota. Das wird bis ins Luxussegment ausstrahlen. Ich bin mir aber nicht wirklich sicher, ob die Incentives auf mittlere Sicht zurückgehen.
Auf Sicht von zehn Jahren wird der Benziner mit einem Marktanteil von bis zu 70 Prozent dominierend bleiben. Der Rest teilt sich in Diesel, Hybrid und Elektrofahrzeuge oder andere alternative Antriebe. Ich bin sicher, dass sich der Diesel seinen Platz erobert. Das wird aber noch ein paar Jahre dauern. Wir haben bei der M-, GL und R-Klasse, für die wir bereits 50-Staaten-Diesel anbieten, einen Dieselanteil zwischen zwölf und 15 Prozent. Der S-400 Hybrid kommt auf einen Anteil von zehn Prozent. Beide Antriebskonzepte stehen aber vor der gleichen Herausforderung: Die Amerikaner sind nicht bereit, dafür zu bezahlen. Wer also Technikangebote mit Aufpreis macht, verringert seine Marktchancen.
Langfristig gibt es schon den Trend zum Downsizing. Dabei geht es aber nicht in Richtung kleinere Fahrzeuge. Vielmehr werden große Motoren wie ein Achtzylinder durch einen Sechs- und der wiederum durch einen Vierzylinder ersetzt. Die Amerikaner lieben große Autos und das wird auch so bleiben. Deshalb wird das was in Europa passiert in den USA in dieser Dimension nicht stattfinden. Das hat auch was mit den großen Entfernungen und praktischen Lebensumständen zu tun. Nicht zu vergessen: Der Benzinpreis war auf 4,50 Dollar und ist nun nur noch bei 2,50 Dollar pro Gallone.
Dass große Fahrzeuge ihre Akzeptanz verlieren, kann ich nicht feststellen. Die S-Klasse ist noch immer gefragt und der Rückgang 2009 ist der Rezession geschuldet. In diesem Jahr rechnen wir wieder mit steigenden Verkaufszahlen.
Wir haben 2009 mit einem Minus von 15,3 Prozent auf 190.604 Einheiten beendet. Dabei haben wir besser abgeschnitten als unsere Hauptkonkurrenten BMW und Lexus. Im Dezember haben wir bei einem Volumen von 20.025 Fahrzeugen den verkaufsstärksten Monat des gesamten Jahres 2009 erreicht. Unser Marktanteil im Luxussegment ist mit 18 Prozent der höchste aller Zeiten. Kommt die erwähnte Konjunkturerholung und setzt sich unser Trend der letzten Monate fort, wird der Absatz von MB USA auf jeden Fall deutlich zulegen. Dabei spielen vor allem zwei Faktoren eine Rolle.
Zum einen werden wir natürlich von unseren Produkten profitieren. Dabei spielt die E-Klasse weiter eine wichtige Rolle, denn 2010 ist das Auto voll verfügbar und es kommen weitere Varianten wie das Cabrio Ende April. Bereits im alten Jahr haben wir eine fantastische Entwicklung bei der E-Klasse gesehen: Im Oktober haben wir den Absatz dieses Modells zum Vormonat verdoppelt. Aufmerksamkeit werden wir auch mit dem neuen Flügeltürer SLS AMG erregen, der ebenfalls im April in die Showrooms kommt. Die Stückzahlen des SLS sind natürlich überschaubarer. Er gibt aber den anderen Modellen Rückenwind.
unser Autohaus Acceleration Program, das den Markenauftritt und den Service der Händler dramatisch verbessert. Heute haben bereits 140 Händler diese Initiative begonnen oder bereits durchlaufen. Und es gibt schon Ergebnisse, die sich sehen lassen können: Bei der jüngsten Kundenzufriedenheits-Studie von JD Power haben wir uns von Rang fünf auf drei vorgearbeitet. Nach einer sehr langen Zeit stehen wird damit auf Augenhöhe mit Lexus. Bei der Kundenbindung haben wir in einer Untersuchung einen niemals zuvor von einem Hersteller erreichten Wert von 67 Prozent geschafft. Wir bekommen also vom Kunden eine gute Rückmeldung – sowohl was die Produkte, als auch was den Service betrifft.
Es stimmt, dass wir ursprünglich 400 Millionen Dollar in Form eines Investmentbonus an die Händler zurückzahlen wollten, die das Programm durchlaufen. Weil die Höhe der Rückzahlung an das Verkaufsvolumen gekoppelt ist und der Absatz absolut zurückgegangen ist, dürften die tatsächlichen Kosten nun zwischen 250 und 300 Millionen Dollar liegen. Ich bin aber völlig überzeugt, dass sich diese Investition bereits jetzt lohnt, wie man an dem erwähnten Marktanteilsgewinn sehen kann.
In diesem Jahr wollen wir nochmal bis zu 160 Händler durch das Programm schleusen. Ziel ist es, dass von insgesamt 356 Händlern zwischen 280 und 300 das Programm abschließen. Bei den restlichen Händlern gibt es zwei Gruppen: Entweder haben sie erst vor kurzem ihr Geschäft renoviert, so dass ein solche Investition wirtschaftlich jetzt keinen Sinn macht. Außerdem müssen wir einräumen, dass eine bestimmte Anzahl von Händlern das Programm ablehnen. Diese sind möglicherweise nicht im richtigen Geschäft unterwegs.
Das größte Potenzial hat eindeutig die C-Klasse. Heute verkaufen wir in einem normalen Jahr rund 70.000 Einheiten. Wir sind damit mit einem Anteil von fast 28 Prozent Marktführer im Segment. Mittelfristig ist hier ein großes Volumenwachstum möglich. Das C-Klasse-Segment ist allerdings sehr wettbewerbsintensiv. Vor diesem Hintergrund und den stark volatilen Wechselkursen hatte das Unternehmen gar keine andere Wahl als die nächste Generation in den USA zu bauen. Große Wachstumschancen hat übrigens auch die M-Klasse.
Absolute Priorität hat die Verbesserung des Händlernetzes. Während wir bei der physischen Neugestaltung wie erwähnt bereits weit fortgeschritten sind, wollen wir nun die Verkaufs- und Aftersales-Prozesse kundenfreundlicher und effizienter gestalten. Dazu bieten wir umfangreiche Trainingsprogramme an. Außerdem haben wir vor kurzem ein großes Mysterie-Shopping-Programm gestartet, das die verbleibenden Schwächen im Händlernetz offenbaren soll.
Das ist richtig. Nachdem der Sprinter jahrelang als Dodge in den USA verkauft wurde, starten wir nun den Vertrieb unter der Marke Mercedes. Besonders für unsere Händler bietet der Transporter eine neue Einnahmequelle. Schlüsselfaktor ist das Servicegeschäft, denn immerhin gibt es bereits 102.000 Fahrzeuge im Markt. Entsprechend hoch ist auch das Interesse der Händler: Wir haben 110 Händler ausgesucht, davon sind 49 Freightliner-Händler, von denen die allermeisten das Fahrzeug vorher schon verkauft haben. Der Rest sind Mercedes-Händler, die sich alle am Autohaus-Konzept beteiligen.
In Spitzenjahren erreichte der Sprinter bis zu 28.000 Einheiten im Jahr. Wenn wir in den nächsten drei bis vier Jahren wieder dahin kommen, wäre das ein super Ergebnis. Dabei gilt es zu bedenken, dass das Fahrzeug preislich deutlich über dem Wettbewerb liegt und das auch so bleiben soll. Wenn wir also mit dem Transporter bis zu zehn Prozent unseres Gesamtvolumens von MB USA erreichen, ist das nicht schlecht. Ein Risiko für das Marken-Image sehe ich nicht: Der Sprinter ist bereits seit Jahren auf dem US-Markt als qualitativ hochwertiges Produkt eingeführt und jeder weiss, dass er von Mercedes gebaut wird.