Union Investment will VW-Aufsichtsrat nicht entlasten

In seiner Rede, die er am Donnerstag auf der virtuellen Hauptversammlung von Volkswagen halten will, nimmt Janne Werning kein Blatt vor den Mund: "Leider hat Volkswagen seine Lektion aus dem Dieselskandal nur halb gelernt", sagt er in seinem vorab verbreiteten Redemanuskript, das der Automobilwoche vorliegt. "Bei grüner Elektromobilität nimmt VW eine globale Vorreiterrolle ein, aber die schlechte Corporate Governance ist nach wie vor die Achillesferse des Konzerns."

Deshalb, so kündigt Werning an: "Wir verweigern dem Aufsichtsrat die Entlastung aufgrund der nach wie vor schlechten Corporate Governance." Kritik übt er vor allem an der mangelnden Unabhängigkeit der Kontrolleure, die weitgehend von den Großaktionären Porsche, Niedersachsen und Katar entsandt wurden. Bei der geplanten Wiederwahl von Aufsichtsrats Hans Dieter Pötsch werde er daher mit Nein stimmen.

"VW hat das Zeug, vom Saulus zum Paulus der Automobilbranche zu werden", sagt Werning und lobte den von Konzernchef Herbert Diess eingeschlagenen Weg. "Herr Diess, Sie sind auf dem richtigen Weg, machen Sie weiter Ernst und Tempo!" Doch, so fügt Werning hinzu: "Die schlechte Corporate Governance ist ein Mühlstein für den Aktienkurs, denn sie lässt viele Investoren vor einem Investment zurückschrecken."

Mit der Kritik steht Werning nicht allein. Auch der Corporate-Governance-Experte Christian Strenger fordert in einem Gegenantrag zur Hauptversammlung, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Der Aufsichtsrat habe es auch 2020 versäumt, die Dieselaffäre umfassend und transparent aufzuklären, so Strenger. Da Pötsch damals als Finanzchef selbst dem Vorstand angehört habe, unterliege er "einem dauerhaften Interessenkonflikt".

Dass der Vorstoß der Kleinaktionäre am Ende Erfolg hat, gilt aber als ausgeschlossen. Die Großaktionäre Porsche SE, Niedersachsen und Katar kommen zusammen auf 90 Prozent der Stimmrechte. Die Kleinaktionäre halten vor allem Vorzugsaktien, die kein Stimmrecht haben.

In einer gemeinsamen Stellungnahme wiesen Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns alle Gegenanträge bereits als unbegründet zurück. "Es gibt keinen Grund, den Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats die Entlastung zu verweigern."

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