TomTom senkt Umsatzprognose für 2011

Amsterdam. Der Siegeszug des Smartphones erodiert das Kerngeschäft des niederländischen Navigationsspezialisten TomTom, während die schnell wachsenden Aktivitäten mit der Autobranche den Ausfall nicht kompensieren können. Für das laufende Geschäftsjahr senkte das in Amsterdam ansässige Unternehmen die Umsatzprognose auf 1,425 bis 1,475 Milliarden Euro. Damit können die Erlöse um bis zu 100 Millionen Euro niedriger ausfallen als die im Jahr 2010 ausgewiesenen 1,521 Milliarden Euro. Noch zu Jahresbeginn hatte TomTom mit einem stagnierenden Umsatz im Geschäftsjahr 2011 gerechnet. Weil nun stärker Kosten gespart werden sollen, hält das börsennotierte Unternehmen die Gewinnprognose aufrecht: Der Nettogewinn soll wie im Vorjahr bei rund 108 Millionen Euro liegen.

Ursache für den nun korrigierten Ausblick ist der schrumpfende Markt für Nachrüst-Navigationsgeräte (Personal Navigation Devices - PND). Diese werden zunehmend von Smartphones verdrängt. Im Vergleich zum ersten Quartal 2010 brach die Nachfrage in den Hauptmärkten Europa und Nordamerika um zusammen 15 Prozent ein. Weil die weitere Erosion abzusehen ist, versucht TomTom neue Geschäftsfelder - nicht zuletzt mit der Autoindustrie - aufzubauen. "Unsere Autosparte ist im ersten Quartal stark gewachsen und mehr als ein Drittel unseres Umsatzes stammt mittlerweile von Content und Services", so TomTom-CEO Harold Goddijn bei Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch.

Zu dem Konzernumsatz von 265 Millionen Euro (minus ein Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2010), steuerte die noch junge Automotive-Sparte 60 Millionen Euro bei - ein Plus von 53 Prozent. TomTom liefert fest eingebaute Navigationsgeräte und Karten für Hersteller und Zulieferer. Größter Kunde ist Renault, gefolgt von Fiat. So soll der neue Kompaktwagen Lancia Ypsilon über ein solches Gerät optional verfügen. Laut TomTom sind mehr als die Hälfte der Renault-Lösungen mit Mobilfunkverbindung, so dass Online-Dienstleistungen wie Stau- und Radarwarnungen im Rahmen eines Jahresabos zusätzlich verkauft werden können.

Auch die Sparte Content&Services macht Geschäfte mit der Autoindustrie zusätzlich zum starken Consumer-Bereich. Dazu gehört vor allem der Verkauf von Karten und Navigationsdaten. Im ersten Quartal erlöste die Sparte 96 Millionen Euro nach 80 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Inzwischen entfallen auf Automotive und Content fast 60 Prozent des Konzernumsatzes. Es sei aber unwahrscheinlich, dass diese beiden Aktivitäten den Ausfall im Geschäftsjahr 2011 kompensieren könnten, so TomTom.

Die Consumer-Aktivitäten mit PND schrumpften im ersten Quartal um 16 Prozent auf 157 Millionen Euro. Das Lizenzgeschäft legte um elf Prozent auf 34 Millionen Euro zu, die Business Solutions (Telematik-Dienstleistungen für Flottenkunden) erzielten mit 14 Millionen Euro einem um 17 Prozent höheren Umsatz. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich von 17 auf 18 Millionen Euro, die Marge von sechs auf sieben Prozent. Im Vergleich zum vierten Quartal 2010 schwächte sich die Rendite von damals 13 Prozent allerdings deutlich ab. Der Nettogewinn im ersten Vierteljahr 2011 lag bei elf (Vorjahr: drei) Millionen Euro.

TomTom schleppt Nettoschulden von 309 Millionen Euro mit sich. Im Quartal beliefen sich die Ausgabe für Forschung und Entwicklung auf 42 Millionen Euro. An den Investitionen zum Ausbau und zur Beschleunigung der Automotive- und Telematik-Aktivitäten will das Unternehmen festhalten.