SUVs setzen ihr dynamisches Wachstum fort

Ulrich Winzen

Im leicht wachsenden deutschen Gesamtmarkt konnten vier Segmente ihr Vorjahresergebnis zweistellig übertreffen. Das Mini-Segment erreichte den höchsten Marktanteil seit Anfang 2013. SUVs und Geländewagen bleiben auf Wachstumskurs. Noch sind keine Auswirkungen der Abgaskrise um VW erkennbar.

Donnerstag, 5. November 2015, 16.58 Uhr

Oberhausen.Die gesamten deutschen Pkw-Neuzulassungen stiegen im Oktober leicht um gut ein Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Bei den KBA-Segmenten gab es einige überraschende Ergebnisse.

Das Mini-Segment konnte sein Vorjahresergebnis um fast elf Prozent steigern und erreichte mit 8,3 Prozent den höchsten Marktanteil seit Anfang 2013. Im bisherigen Jahresverlauf ist dieses Segment nun ebenfalls stärker gewachsen als der Gesamtmarkt. Die drei erstplatzierten Modelle im Oktober lagen nur gut 100 Zulassungen auseinander. Der Fiat 500 belegte mit plus 1,5 Prozent Platz eins, knapp gefolgt vom VW UP, der über zehn Prozent einbüßte. Auf den dritten Rang schob sich der Smart Fortwo mit einem Plus von über 160 Prozent. Nach zehn Monaten liegt der Smart nur noch gut 500 Neuzulassungen hinter dem aktuellen Drittplatzierten Opel Adam. Der neue Opel Karl entwickelt sich weiterhin recht erfolgreich: Er erreichte fünf Prozent Segmentanteil, wobei über die Hälfte der Zulassungen direkt von Privatkunden getätigt wurden. Im Segmentdurchschnitt lag der Privatkundenanteil bei 36 Prozent.

Die Kleinwagen verfehlten ihr Vorjahresergebnis im vergangen Monat zum dritten Mal hintereinander überraschend deutlich. Nachdem das Segment nach sieben Monaten ähnlich stark wie der Gesamtmarkt gewachsen war, verzeichnete es im Oktober ein Minus von über elf Prozent. Von den Top drei Modellen konnte nur der Opel Corsa ein leichtes Plus von gut einem Prozent verzeichnen. Die Verluste beiden anderen Modelle VW Polo (minus 22 Prozent) und Skoda Fabia (minus sechs Prozent) trieben das Gesamtsegment in das deutliche Minus.

Im bisherigen Jahresverlauf behauptet der VW Polo weiterhin souverän Platz eins mit einem Segmentanteil von fast 15 Prozent, gefolgt von Opel Corsa und Ford Fiesta. Der Anteil privater Zulassungen im Oktober war beim VW Polo mit 58 Prozent am höchsten, beim Opel Corsa mit nur 24 Prozent am niedrigsten. Insgesamt erreichte dieses Segment mit gut 45 Prozent einen stark überdurchschnittlichen Privatkundenanteil.

Kompaktwagen verlieren, bleiben aber beliebtestes Segment

Trotz eines Rückgangs um 2,5 Prozent bleibt das Kompaktwagensegment mit 26,5 Prozent Marktanteil die mit Abstand beliebteste Fahrzeugklasse. In keinem anderen Segment ist die Marken- und Variantenvielfalt so hoch. Dennoch wird dieses Segment mit circa einem Drittel aller Zulassungen von einem Modell, dem VW Golf, dominiert. Sein Rückgang um fast vier Prozent konnte von anderen Modellen nicht kompensiert werden. Zudem büßte der drittplazierte Audi A3 gegenüber dem Vorjahresmonat 25 Prozent ein. Deutlich gewinnen konnte der Skoda Octavia mit plus acht Prozent und der Ford Focus mit plus 27 Prozent. Der auf der IAA vorgestellte erneuerte Opel Astra machte sich in der Zulassungsstatistik noch nicht positiv bemerkbar.

Das Mittelklassensegment entwickelte sich sowohl im Oktober als auch nach zehn Monaten mit jeweils plus elf Prozent deutlich besser als der Gesamtmarkt. Die ersten drei Plätze im vergangenen Monat belegten VW Passat, Mercedes C-Klasse und BMW Dreier. Von diesen drei Modellen hatte im Oktober der Passat mit plus 41 Prozent das größte Wachstum. Der BMW Dreier kam auf plus zehn Prozent und die C-Klasse verlor 15 Prozent.

95 Prozent Anteil der deutschen Marken

In der Oberklasse haben die deutschen Premium-Marken mit circa 95 Prozent Segmentanteil die absolute Dominanz. Im Oktober verlor die Mercedes E-Klasse fast 18 Prozent und der BMW 5er sieben Prozent. Dies konnte durch die Zuwächse des Audi A6 (plus 16 Prozent) nicht vollständig kompensiert werden: Das Gesamtsegment lag um fast drei Prozent unter dem Vorjahresmonat. Die Bilanz im bisherigen Jahresverlauf fällt mit minus sechs Prozent allerdings noch negativer aus.

Die zweithöchsten Gewinne mit plus 13 Prozent im Oktober erzielten die Sportwagen. Nach zehn Monaten liegt dieses Segment mit plus 12,4 Prozent überdurchschnittlich stark im Plus. Im Oktober behauptete sich der Porsche 911 deutlich vor dem Audi TT als Segmentführer. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Audi TT allerdings noch auf Platz eins. Der Vorsprung beträgt aber weniger als 300 Neuzulassungen.

Die Vans verzeichneten im September ein Minus von mehr als 13 Prozent. Diese Entwicklung ist noch negativer als im bisherigen Jahresverlaufs. Hier weisen sie mit minus zehn Prozent den größten Rückgang aller KBA-Segmente auf. Dies ist eine Entwicklung, die sich schon seit längerem abzeichnet und von der im Oktober die Großraum-Vans mit minus 14,8 Prozent etwas stärker betroffen waren als die Minivans. Diese verloren zwölf Prozent.

SUVs und Geländewagen sind nicht zu stoppen

Eindeutige Gewinner der ersten zehn Monate sind die SUVs. Mit plus 14,5 Prozent erreichen sie das größte Wachstum aller Segmente. Auch im vergangenen Monat konnten sie um 14,4 Prozent wachsen und erreichten 10,7 Prozent Marktanteil. Der Ford Kuga belegte im Oktober Platz eins indem er sein Volumen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 45 Prozent steigerte. Auf den Plätzen zwei und drei lagen Opel Mokka (plus 21 Prozent) und Nissan Qashqai mit plus acht Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf bleibt der Opel Mokka auf Platz ein, gefolgt von Ford Kuga und Nissan Qashqai.

Die größeren Geländewagen konnten im Oktober ein deutliches Wachstum von fast 13 Prozent verzeichnen und erreichten einen Marktanteil von 8,3 Prozent. Dieses Segment befindet sich ebenso wie die SUVs auf einem sehr robusten Wachstumspfad. Der VW Tiguan belegt nach zehn Monaten mit fast 23 Prozent Segmentanteil eindeutig Platz eins, gefolgt von den beiden Audi Modellen Q3 und Q5. Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre zeigt, dass der Erfolg der SUVs nicht zu Lasten der Geländewagen geht, sondern dass hauptsächlich die Vans darunter leiden.

Die Schwäche der ansonsten so erfolgreichen Importmarken Hyundai, Skoda und Seat konnte im Oktober nicht durch andere Importeure kompensiert werden. So verloren die Importmarken in Summe über fünf Prozent. Das stärkste Wachstum mit plus sechs Prozent verzeichneten die deutschen Volumen-Marken. Die Premium-Hersteller erzielten ebenfalls ein überdurchschnittliches Plus von mehr als drei Prozent. Nach zehn Monaten haben sich die Premium Marken leicht überdurchschnittlich entwickelt, die deutschen Volumen-Marken sind bisher mit 6,3 Prozent am stärksten gewachsen, während die Importmarken ein unterdurchschnittliches Plus von 3,5 Prozent aufweisen.

Noch keine Auswirkungen der Abgaskrise erkennbar

Auch wenn VW im Oktober das Vorjahresergebnis knapp verfehlte, so kann dies nicht auf die aktuellen Diskussionen zurückgeführt werden. Der leichte Rückgang resultierte aus der negativen Entwicklung des Polo (minus 22 Prozent) und des Golf (minus vier Prozent). Die volumenmäßig kleineren Modelle Passat (plus 41 Prozent) und Tiguan (plus 13 Prozent) konnten dagegen deutlich gewinnen, die Verluste der anderen Modelle aber nicht kompensieren.

Auch bei der Analyse der Dieselzulassungen lassen sich noch keine negativen Effekte erkennen: Die gesamten Dieselzulassungen stiegen mit plus 1,7 Prozent stärker als der Gesamtmarkt. Dies gilt auch für die Marken VW, Audi und Ford. Hier entwickelten sich die Dieselzulassungen besser als die gesamte Marke. Lediglich Mercedes verzeichnete rückläufige Neuzulassungen bei Diesel-Pkw während die gesamte Marke leicht im Plus lag.