Wenn endlich das sehnlich erwartete Jobangebot kommt, möchten viele wahrscheinlich schnellstmöglich zum Stift greifen und den Arbeitsvertrag unterschreiben. Doch es lohnt sich, einen Moment inne zu halten, die Emotionen zurückzustellen und sich ganz sachlich mit einigen wichtigen Fragen auseinanderzusetzen. Einige Empfehlungen von Karriere-Experten, unter anderem im Blog des Jobportals Glassdoor.
So testen Sie Jobangebote auf Herz und Nieren
Möglicherweise fühlen Sie sich unwohl dabei, die angebotene Bezahlung in Frage zu stellen. Doch werfen Sie einen genauen Blick auf das Gehalt und die Zusatzleistungen. Oft verkaufen sich Bewerber unter ihrem Wert – insbesondere dann, wenn Sie unbedingt die Stelle ergattern wollen.
Möglichkeiten, zu recherchieren, was andere Unternehmen in Ihrer Region für ähnliche Stellen zahlen oder was Sie bei einem Mitbewerber in der gleichen Branche verdienen könnten, bieten Portale wie Glassdoor. Vergleichen Sie dies mit dem Ihnen angebotenen Gehalt.
Außer den Mitarbeitern selbst kann Ihnen niemand wirklich verraten, wie die Arbeit bei dem Unternehmen aussieht – und wenn die Mitarbeiter scharenweise das Unternehmen verlassen, ist das kein gutes Zeichen. Arbeitgeber geben ihre Fluktuationszahlen nicht gerne preis. Sie können jedoch auf anderen, indirekten Wegen Hinweise zur Mitarbeiterfluktuation erhalten.
Fragen Sie Ihren Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch warum die Stelle, auf die Sie sich bewerben, offen ist. Lesen Sie auf Portalen wie beispielsweise Glassdoor oder Kununu Arbeitgeberbewertungen von derzeitigen und ehemaligen Mitarbeitern. Oder nehmen Sie Kontakt zu Mitarbeitern im Unternehmen auf, sofern Sie Beziehungen haben.
Der angebotene Job ist für Sie einerseits zwar eine höchst interessante Herausforderung, aber andererseits haben Sie Zweifel, ob Sie mit ihrem künftigen Chef ein gutes Arbeitsverhältnis entwickeln können? Um besser erkennen zu können, wie der Chef „tickt“, sollten Sie versuchen, im Rahmen des Vorstellungsprozesse möglichst lange allein mit ihrem künftigen Chef zu reden. Bleiben die Zweifel, sollten Sie sich fragen, ob Sie psychisch robust genug sind, um eventuelle Probleme mit Ihrem künftigen Chef zu ertragen – und trotzdem motiviert und gerne zur Arbeit zu gehen.
Auch die besten Arbeitgeber haben ihre Schwachpunkte. Wichtig ist, wie das Unternehmen mit diesen umgeht. Wenn Sie beim Lesen von Arbeitgeberbewertungen ein bestimmtes Muster von Kritik erkennen, achten Sie darauf, ob das Unternehmen auf diese Kritik eingeht.
Suchen Sie nach Arbeitgebern, die konstruktiv mit Kritik umgehen und Handlungsfähigkeit beweisen. Suchen Sie sich lieber ein Unternehmen, dass offen Probleme zugibt und daraufhin Maßnahmen ergreift, als bei einem das behauptet, keine Probleme zu haben.
Im Bewerbungsgespräch wird gerne gefragt: „ Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Drehen Sie diese Frage um. Finden Sie heraus, was das Unternehmen Ihnen für Ihre berufliche Weiterentwicklung und Ihre Karriere bietet. Fragen Sie, wie Sie sich in Ihrer Rolle weiterentwickeln können und inwieweit Sie in Zukunft mehr Führungsverantwortung übernehmen könnten – falls Führungsaufgaben für Sie erstrebenswert sind. Stellen Sie sicher, dass der Jobwechsel Sie Ihren Karrierezielen näher bringt.
Auch ein noch so attraktives Jobangebot ist mehr oder weniger nutzlos, wenn das Unternehmen Sie nur nach wenigen Monaten aus finanziellen Gründen entlassen muss. Stellen Sie daher sicher, dass das Unternehmen finanziell stabil ist.
Lassen Sie sich nicht von hohen Gehältern und schicken Büroräumen blenden. Machen Sie Ihre Hausaufgaben: Lesen Sie Arbeitgeberbewertungen, schauen Sie, ob das Unternehmen in der letzten Zeit negativ Schlagzahlen in der Presse gemacht hat und werfen Sie einen Blick in den Jahresbericht des Unternehmens. Darüber hinaus können Sie im Vorstellungsgespräch fragen wie die Unternehmensstrategie für die nächsten Jahre aussieht. Vermeiden Sie jedoch, nach konkreten Zahlen wie dem letzten Quartalsergebnis zu fragen.
Zweifel darf es geben. Aber wenn nach Beantwortung der vorangegangenen Fragen Ihr Enthusiasmus für den neuen Job verflogen ist, sollten Sie vielleicht nach einer anderen Stelle Ausschau halten. Denn immerhin verbringen Sie an fünf Tagen pro Woche etwa ein Drittel Ihrer Zeit mit der Arbeit.