Paris. Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroen steckt noch tiefer in der Krise als bisher angenommen und rechnet erst 2015 wieder mit der Rückkehr in die Gewinnzone. Der Konzern rutschte im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 819 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Paris mitteilte. Das Minus ist damit fast vier Mal größer als von den meisten Analysten angenommen.
Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern noch 806 Millionen Euro Gewinn gemacht. Dabei sind in dieser Summe noch nicht einmal die erheblichen Kosten für die beschlossene Schließung des Werkes in Aulnay enthalten. Die angekündigte Entlassung von 8000 Mitarbeitern in Frankreich dürfte PSA mindestens 600 Millionen Euro kosten. Insgesamt will PSA binnen Jahresfrist rund 10.000 Stellen streichen.Der Umsatz sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent auf 29,6 Milliarden Euro ab. Hauptgrund sind die einbrechenden Verkaufszahlen im Kerngeschäft, dem Automobilbau. PSA verkaufte im ersten Halbjahr 10,5 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum"Der Konzern befindet sich in schwierigen Zeiten", sagte Vorstandschef Philippe Varin. "Die Tiefe und Dauerhaftigkeit der Krise trifft unser Geschäft in Europa und erfordert eine Reorganisation unserer Produktionsbasis in Frankreich und eine Senkung unserer Strukturkosten."Die Marktaussichten seien anhaltend schlecht, räumte Varin ein: Der Automobilneuwagenmarkt in Europa (30 Länder) werde noch um rund weitere acht Prozent schrumpfen. Positiv entwickelten sich dagegen die Regionen China (+ sieben Prozent), Südamerika (+ zwei Prozent) und Russland (+ neun Prozent).Die bevorstehende Motorshow in Paris Ende September werde zeigen, dass PSA in der Lage sei, die angepeilte Höherpositionierung seiner Marken zielstrebig umzusetzen. Dabei spiele der Ausbau der DS-Linie bei Citroen und eine Erweiterung der Palette beim Peugeot 208 eine große Rolle.PSA stürzt ab - Verluste bis Ende 2014
Der französische Autokonzern PSA Peugeot Citroen steckt noch tiefer in den roten Zahlen als bisher angenommen. Am Ende des ersten Halbjahres steht ein Verlust in Höhe von 819 Millionen Euro. Auch die weiteren Aussichten sind alles andere als rosig.
Sparprogramm deutlich verschärft - Massiver Cash-Burn
Peugeot hatte bereits angekündigt, zusätzliche 8000 Stellen streichen und das Werk in Aulnay bei Paris in zwei Jahren schließen zu wollen. Am Mittwoch gab das Unternehmen nun darüber hinaus bekannt, bis 2015 jährlich 1,5 Milliarden Euro einsparen zu wollen. Dazu sollen auch Investitionen gekürzt und Synergien in der kürzlich vorgestellten Allianz mit General Motors (GM) genutzt werden. Ziel sei es, bis Ende 2014 wieder den Break Even zu schaffen.
Auch operativ fiel der Gewinn beim Konzern in sich zusammen: Nach 1,16 Milliarden Euro standen nun noch magere vier Millionen Euro aus dem fortlaufenden Geschäft. In der Autosparte legt Peugeot weiter drauf: Hier betrug das Minus 662 Millionen Euro nach 405 Millionen Euro Gewinn vor einem Jahr.In der vergangenen Woche hatte PSA eingeräumt, jeden Monat rund 200 Millionen Euro zu verbrennen. Im ersten Halbjahr wurden aber dank einer 500 Millionen Euro schweren Geldspritze des zum Konzern gehörenden Bankinstituts Banque PSA France nur 449 Millionen Euro Cash verbraucht. Der Deutsche Bank-Analyst Gaetan Toulemonde hatte jüngst errechnet, dass der Autobauer bei jedem gebauten Fahrzeug über 500 Euro zuschießen muss.Die europäische Autoindustrie leidet in der Konjunkturschwäche unter Überkapazitäten, viele Autobauer müssen ihre Autos mit Abschlägen auf den Markt bringen, um die Anlagen auszulasten. Bei Peugeot liefen im ersten Halbjahr trotzdem nur drei Viertel aller Bänder, die Auslastung betrug 76 Prozent. Das in Europa verkaufte Volumen an Autos dürfte 2012 jedoch zum fünften Mal in Folge zurückgehen. Die Branchenexperten der Credit Suisse gehen in ihren Berechnungen davon aus, dass die europäische Autoindustrie mindestens zehn Prozent ihrer Kapazitäten aufgeben muss, um wieder profitabel zu werden. (Mit Material von dpa-AFX/nib/Foto: PSA)
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