Antalya (Türkei). Peugeot hat die Globalisierung in vielen Bereichen verschlafen und bekommt deshalb den Einbruch der südeuropäischen Märkte mit besonderer Wucht zu spüren. Der neue Markenchef Maxime Picat, der fünf Jahre lang das Chinageschäft von Peugeot führte, will deshalb mit Volldampf die Internationalisierung der Marke vorantreiben.
Picat setzt dabei auf das neue Einstiegsmodell 301, das in diesen Tagen in der Türkei auf den Markt kommt und zunächst nur in den Wachstumsmärkten China, Lateinamerika und Nordafrika angeboten wird. Später könnte es aber auch in Deutschland in den Handel kommen. Preislich soll der 301 knapp unter dem neuen Kleinwagen 208 liegen, von dem der deutlich größere 301 die Plattform und eine Auswahl von aktuellen Motoren geerbt hat."Wir werden bis 2015 deutlich mehr als die geplanten 50 Prozent unseres Gesamtabsatzes außerhalb von Westeuropa erzielen und wollen in den Wachstumsregionen mittelfristig 60 oder 65 Prozent unseres Volumens absetzen", sagte Picat der Automobilwoche bei der Vorstellung des 301 im türkischen Antalya.Im ersten vollen Verkaufsjahr 2014 peile Peugeot für die neue Einstiegs-Limousine ein Volumen von 150.000 Einheiten an, womit der 301 nach dem 208 und 308 das drittwichtigste Modell der Marke wäre. Ein Viertel aller Peugeot-Verkäufe sollen dann allein auf den 301 entfallen.Hauptmarkt soll China werden, wo Peugeot das neue Modell ab Ende 2013 auch in seinem Werk Wuhan bauen will. Für alle anderen Absatzmärkte jedoch wird der 301 im spanischen Werk Vigo gefertigt. Damit hat sich Peugeot anders als etwa Renault mit seiner Marke Dacia, die in Rumänien gebaut wird, gegen eine Fertigung in einem Billiglohnland entschieden.Hauptgrund dafür seien die günstigen Logistikbedingungen in Vigo und der Zugriff auf hoch qualifizierte Lieferanten, sagte Picat.Peugeot will neuen 301 zum Weltstar machen
Picat schloss nicht aus, dass der 301 künftig auch in ausgewählten westeuropäischen Ländern angeboten wird. "Darüber entscheiden die Kunden. Es gibt kein Dogma, den 301 niemals in Westeuropa anzubieten." Bisher hatte Peugeot einen solchen Schritt ausgeschlossen, vor allem aus Furcht vor einer Kannibalisierung der teureren Modelle.
Trotz des neuen Schwungs durch den 301 hat Peugeot auf absehbare Zeit allerdings nicht die Kraft, neue große Märke wie Nordamerika oder Indien zu erobern. "Das erfordert eine Menge Kapital, das wir derzeit dafür nicht verwende können", räumte Picat ein. Priorität habe die Weiterentwicklung der bereits bestehenden internationalen Vertriebsregionen.Der für die Region Nordafrika und Türkei verantwortliche Regionalchef David Rio zeigte sich überzeugt, dass der neue 301 an die alten Erfolge der Franzosen im kompakten Stufenheck-Segment anknüpfen kann: "Mit dem 301 haben wir einen Blockbuster im Programm." Positiv für Peugeot sei auch das gut ausgebaute und qualifizierte Händlernetz in der Türkei und in Nordafrika. "Die Menschen in diesen Ländern kaufen nicht zwingend das billigste Auto. Sie kaufen vielmehr das Auto, das sie problemlos wieder verkaufen können und das sie überall warten lassen können. Und das bieten wir mit dem 301."Der 301 ist allerdings nur als Limousine verfügbar, weitere Derivate sind nicht geplant. In Westeuropa kommen Stufenheck-Modele im Kompakt- und Kleinwagensegment nur auf einen Marktanteil von zwei Prozent - und werden deshalb von vielen Herstellern hierzulande schon lange nicht mehr angeboten wird. In allen anderen Weltregionen dagegen spielt diese Fahrzeug-Gattung weiterhin eine große Rolle. Auf sie entfallen in Asien 64 Prozent aller Neuwagenverkäufe, in Lateinamerika 55 Prozent, im Nahen Osten sogar 74 Prozent.
Die größten Wettbewerber des neuen 301 sind der Chevrolet Aveo, die Stufenheck-Versionen des VW Polo und des Renault Clio sowie der Skoda Rapid, der Hyundai Accent und der Nissan Sunny.Peugeot will den 301 nicht als Billigauto verstanden wissen. "Dafür fehlt dem 301 alle Elemente, die ein Low-Cost-Fahrzeug auszeichnen", betont Picat. Weder baue der 301 auf einer veralteten Plattform auf, noch würden abgelegte Motoren verwendet. Zudem werde der 301 nicht in einem Billiglohnland produziert und er sei auch in Punkto Design mit großem Einsatz entwickelt worden.Ob Peugeot bei einem Erfolg des 301 auch einen kleineren 201 oder einen größeren 401 ins Rennen schicken wird, ließ Picat offen. Sinnvoll sei eine Ausweitung dieses Value-for-Money-Portfolios nur in ausreichend großen Märkten wie insbesondere China, sagte er. "Ansonsten besteht die Gefahr der Kannibalisierung gegenüber höherwertigeren Fahrzeugen wie beispielsweise dem 408."