Mercedes-Bank will Nutzermodelle finanzieren

Stuttgart. Nach dem Krisenjahr 2009, als die Mercedes-Benz Bank vor allem die Liquidität des Daimler-Konzerns sicherstellen sollte, hat das Institut 2010 von der Markterholung profitiert und blickt zuversichtlich in die Zukunft. "Wir gehen im Jahr 2011 von einer weiteren Steigerung des Ertrags aus. Wachstumschancen bietet vor allem das Versicherungsgeschäft", kündigt der Vorstandsvorsitzende Peter Zieringer an. Im vergangenen Jahr habe die Bank die Wettbewerbsposition bei der Finanzierung von Daimler-Fahrzeugen nochmals verbessert und gleichzeitig die Profitabilität dank sinkender Risikokosten und guter Refinanzierungsbedingungen deutlich gesteigert.

Mittelfristig sieht Zieringer zusätzliches Potenzial durch die Ausweitung der Produktpalette nach unten mit der neuen Generation der A- und B-Klasse. Während der Van-artige Charakter mit der hohen Sitzposition bei der neuen B-Klasse erhalten wird, soll die A-Klasse vor allem junge Kunden für die Marke Mercedes gewinnen. "Die Monatsraten müssen erschwinglich sein. Gleichzeitig zu Finanzierung und Leasing werden wir auch Mobilitätslösungen anbieten, die auf die reine Nutzung der Fahrzeuge zielen", so der Manager. Die neue B-Klasse kommt Ende 2011, die A-Klasse 2012 auf den Markt.

Im Geschäftsjahr 2010 steigerte der hauptsächlich in Deutschland aktive Finanzdienstleister das Neugeschäft bei Finanzierung und Leasing von Pkw, Transportern, Lkw und Bussen des Daimler-Konzerns um fünf Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Ohne das in Deutschland erhebliche Mitarbeitergeschäft einzurechnen, finanzierte die Bank damit 55 Prozent aller Fahrzeuge - das sind zwei Prozentpunkte mehr als 2009. Dabei profitierte die Daimler-Tochter von dem um ein Prozent auf 388.000 Einheiten gestiegenen Absatz. Das Gesamtvolumen aller betreuten Verträge lag unverändert bei 16,1 Milliarden Euro.

Nach dem hohen Barmittelbestand von 12,6 Milliarden Euro im Krisenjahr 2009 wurde nun das Einlagengeschäft auf 10,9 Milliarden Euro abgeschmolzen. "Wir hatten eine sehr hohe strategische Liquiditätsreserve. Dies haben wir unter anderem durch zurückhaltendere Konditionen zurückgefahren", so Zieringer. Durch die besseren konjunkturellen Rahmenbedingungen gingen auch die Risikokosten auf eine Größenordnung um die 0,2 Prozent des gesamten Vertragsvolumens zurück - in absoluten Zahlen gerechnet wären das rund 30 Millionen Euro.

"Insgesamt haben wir einen signifikanten Beitrag zum Ertrag von Daimler Financial Services geleistet", so der Manager. Die Bank ist Teil der Finanzdienstleistungs-Sparte. Diese hat im 2010 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 831 Millionen Euro ausgewiesen nach symbolischen neun Millionen Euro 2009. Die Eigenkapitalverzinsung der Division liegt damit bei 16,1 Prozent. Den Zielwert von 17 Prozent sollen die Finanzdienstleistungen spätestens 2013 erreichen.

Weil das Leasing- und Finanzierungsgeschäft mit einer Penetrationsrate von 55 Prozent kaum Raum für Wachstum bietet, will sich die Bank 2011 vor allem auf die Versicherungen konzentrieren. Derzeit schließen nur 30 Prozent der Fahrzeugkäufer eine Versicherungspolice bei der Mercedes-Bank ab. Wie bisher auch sollen die Versicherungen laut Zieringer einfach verständlich für den Kunden sein - und ebenso einfach zu verkaufen für den Autohändler: "Wir wollen auch künftig eine feste monatliche Prämie anbieten und zum Beispiel für bestimmte Sicherheitspakete im Auto Rabatte gewähren", so der Manager. Mit dem Versicherungsgeschäft kann die Bank nicht nur die Kunden an die Mercedes-Werkstätten binden, sondern erhält Zugang zur neuen Zielgruppe der Barzahler.

Die Auslandsexpansion hat die Bank erst einmal auf Eis gelegt: "Das werden wir bis Mitte 2012 nicht weiterverfolgen." Zieringer begründete dies mit der Neuordnung der Standorte und der damit verbundenen Verschlankung der Bank. Das Institut will bis Ende 2012 die heute neun Standorte in Deutschland auf dann drei Zentren konzentrieren: Die Zentrale in Stuttgart, ein Service-Center für gewerbliche Kunden in Berlin sowie das bestehende Center für Privatkunden in Saarbrücken, wo auch das Bankinggeschäft angesiedelt ist. Gleichzeitig wird der bisherige Hauptsitz der Finanz-Sparte von Berlin nach Stuttgart verlegt. Insgesamt bedeutet das den Umzug von rund 600 Mitarbeitern und den Abbau von 250 Stellen. In der neuen Struktur will die Sparte jährlich rund 40 Millionen Euro sparen.

Ursprünglich wollte die Mercedes-Bank in anderen Ländern Europas eigene Aktivitäten starten. In Spanien und Großbritannien bieten Tochterunternehmen zum Beispiel Händlerfinanzierungen an. Nach dem Umbau der Sparte soll diese Strategie Zieringer zufolge aber fortgesetzt werden.