Marchionne beharrt auf Fusion mit GM

Detroit. Egal, wie deutlich die Absage ausfällt – Sergio Marchionne gibt nicht auf. Der Fiat-Chef ist davon überzeugt, dass sein Konzern und General Motors fusionieren müssen. In einem Interview mit unserer Schwesterzeitung "Automotive News" erhöhte er den Druck. "Es wäre verantwortungslos, einen Partner nicht zu drängen", sagte er.

Eine feindliche Übernahme sein jedoch nicht geplant. "Es gibt verschiedene Varianten einer Umarmung", sagte Marchionne. "Ich kann jemanden zärtlich umarmen, ich kann ihn hart umarmen. Es beginnt immer mit körperlichem Kontakt."

Marchionne hat eigenen Angaben zufolge die finanziellen Folgen einer Fusion beider Autokonzerne berechnet. Das Ergebnis sei so ausgefallen, "dass mein Vorstand keine Andere Wahl hatte, als Druck auf GM zur Aufnahme von Verhandlungen auszuüben."

Die Begeisterung bei General Motors hält sich jedoch in Grenzen: "Warum sollten wir Fiat Chrysler retten?", fragten Insider auf Anfrage der "Automotive News".

Der Fiat-Boss hingegen hält die Logik seines Plans für "unwiderlegbar". Es gehe nicht um eine kleine Verbesserung der Margen, sondern um große Änderungen in der Leistungsfähigkeit. "Ich bin es durchgegangen, Produkt für Produkt, Werk für Werk, Region für Region, und habe alles analysiert." Die potenziellen Gewinne sind seinen Berechnungen zufolge erheblich höher als die Summe der aktuellen Gewinne beider Konzerne. Die Reaktion von GM habe ihn enttäuscht: "Sie hören nicht zu." Er habe angeboten, den Amerikanern seine Zahlen vorzulegen, aber sie hätten kein Interesse gehabt. Das sei erbärmlich, urteilte der Fiat-Chef. "Der Kapitalmarkt wird nicht verstehen, warum sie die Diskussion verweigern. Sie könnten die Fusion ablehnen, aber nicht die Verhandlungen."

Marchionne zufolge mangelt es nicht an potenziellen Partnern für eine Fusion oder einen Verkauf von Fiat Chrysler Automobiles (FCA). Aber die Interessenten seien nicht die gewesen, mit denen er habe zusammenarbeiten wollen. Es gebe eine bessere Möglichkeit.

Als EBITDA für den vereinten Konzern GM-FCA hat Marchionne 30 Milliarden UE-Dollar ausgerechnet, umgerechnet 26,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der VW.Konzern erzielte 2014 ein EBITDA von knapp über 23 Milliarden Euro. Marchionne sagte weder, wie er auf diese Zahl gekommen ist, noch, wann ein solches Ergebnis erreichbar wäre. Der von "Automotive News" befragte Analyst Arndt Ellinghorst hielt die Zahl jedoch für realistisch.

GM gab keinen offiziellen Kommentar ab. Der Vorstand sei jedoch der Meinung, das Unternehmen sei allein besser aufgestellt.