Stuttgart. Wolfgang Bernhard - das gefallene Wunderkind der Autobranche kehrt nach Stuttgart zurück. Diese Nachricht ist aus zweierlei Gründen eine Sensation: Erstens weil der ehrgeizige Manager mit dem Ruf eines Egomanen nicht Vorstand bei Daimler, sondern eine Stufe darunter Leiter des wenig glamourösen Transportergeschäfts wird. Zweites weil Bernhard, der bereits designierter Nachfolger des damaligen Mercedes-Chefs Jürgen Hubbert war, sich mit unbedachtem Auftreten selbst abgeschossen hat.
Weil auch der nächste Top-Job bei VW (ohne eigenes Verschulden) nur von kurzer Dauer war, lief Bernhard Gefahr, schon früh ins Abseits zu geraten. Nun erhält der 48-Jährige von seinem einstigen Weggefährten Dieter Zetsche eine zweite Chance und wahrscheinlich auch die letzte Gelegenheit noch mal zu beweisen, dass er wirklich das Zeug zum Top-Manager hat und nicht nur der ewige Sanierer bleibt.
Der ehemalige McKinsey-Berater hat nach seinem Wechsel eine steile Karriere bei Mercedes hingelegt, die ihn letztlich sogar zur rechten Hand von Dieter Zetsche machte, damals in Detroit Chrysler-Chef. In dieser Zeit schafften beide das Kunststück, trotz harter Einschnitte inklusive eines massiven Stellenabbaus in der Beliebtheitsskala der eigenen Mitarbeitern und der US-Öffentlichkeit nach oben zu schießen und quasi ein vom biederen Stuttgart abgekoppeltes Eigenleben zu entwickeln. Bernhard übernahm damals bereitwillig die Rolle des smarten und gut aussehenden Managers, der auf der Detroit Motor Show gerne mal mit einem gewaltig krachenden Motorrad auf die Bühne fuhr. Kurzfristig schaffte es das Tandem sogar, die damals schon hohe Verluste schreibende US-Tochter wieder in die Gewinnzone zu führen. Aus heutiger Perspektive weiss man, dass die Sanierung ein Strohfeuer war. Möglicherweise haben Zetsche und Bernhard sogar unter den gegebenen Bedingungen – sprich der irrationalen Konzernführung unter Jürgen Schrempp und der damals gegenüber der US-Gewerkschaften praktisch nicht durchsetzbaren Entlastung von den milliardenschweren Gesundheits- und Pensionsverpflichtungen – das bestmögliche Ergebnis erzielt.