Berlin. Auf dem ersten Aktionärstreffen nach der Trennung von der US-Tochter Chrysler war von Aufbruchstimmung nichts zu spüren. Sowohl institutionelle Investoren als auch Privatanleger waren einfach nur froh, dass das teure US-Abenteuer beendet ist. Der Schrecken über die Irrungen und Wirrungen der letzten zwanzig Jahre als aus dem Luxus-Autobauer und Lkw-Hersteller einmal ein integrierter Technologiekonzern und danach ein visionäre Welt AG werden sollte, scheint sogar so groß zu sein, dass die Aktionäre den Blick in die Zukunft der neuen Daimler AG scheuen.
Vor allem die professionellen Vermögensverwalter, die sich als langfristige orientierte Investoren zuvor zu heftigen Kritikern der alten DaimlerChrysler-Strategie aufgeschwungen hatten, hätten sich auf der Hauptversammlung mit der künftigen Ausrichtung auseinandersetzen können und müssen. Welche Vision verfolgt Konzernchef Dieter Zetsche mittel- und langfristig? Welche Wachstums- und Gewinnpotenziale hat Daimler im traditionellen Fahrzeuggeschäft überhaupt noch? Und vor allem: Welche neuen Aktivitäten will der Konzern starten, um die selbst gesteckten Renditeziele erreichen zu können?
Statt diese Fragestellungen in den Mittelpunkt zu rücken und von Zetsche die Darstellung eines strategischen Entwurfs zu fordern, wollen sie von ihrem Vorstandschef nur eins: Er soll halten, was er verspricht. Dabei arbeiten die Stuttgarter bereits seit mehr als neun Monaten an neuen Geschäftsideen, die sogar zum Aufbau neuer, zusätzlicher Sparten führen dürften. Ganz oben auf der Agenda stehen Dienstleistungen rund um das Automobil und die Ausdehnung der Marke Mercedes-Benz. Langfristig könnte aus dem durch Stahl- und Eisen geprägten Unternehmen ein Mobilitäts- und Lifestyle-Anbieter werden. In nicht allzu ferner Zeit dürfte dies die Börsenstory der neuen Daimler AG werden.