Stuttgart. Die Berufung von Transporter-Chef Wolfgang Bernhard zum operativen Leiter der Pkw-Sparte ist eine logische und richtige Weichenstellung von Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Sie ist auch – ähnlich wie ein Trainerwechsel in der Bundesliga - eine mutige Entscheidung: Wer das Führungspersonal austauscht, muss mit dem neuen Verantwortlichen unbedingt Erfolg haben - und das möglichst kurzfristig. Allerdings ist diese Neuausrichtung nicht wirklich konsequent und birgt einige Risiken. Bernhard übernimmt formal die Aufgaben von Rainer Schmückle, der für die Produktion und den Einkauf zuständig war, und der zuletzt vor allem in der eigenen Belegschaft stark unter Kritik stand. Im Gegensatz zu Schmückle zieht Bernhard aber in den Daimler-Vorstand ein, seine Position ist damit deutlich aufgewertet. Dass Konzernchef Dieter Zetsche offiziell für die Sparte verantwortlich bleibt, dürfte eher ein gesichtswahrendes Feigenblatt darstellen. Denn nach Informationen der Automobilwoche wünscht Bischoff ausdrücklich eine stärkere Trennung von Vorstandsvorsitz und der Mercedes-Verantwortung. Auch bei einer weiteren Entscheidung ließ der Aufsichtsratschef die letzte Konsequenz vermissen: Bernhard bleibt weiter für die Transporter-Sparte verantwortlich. Was bisher ein Full-Time-Job war, ist nun eine Teilzeit-Tätigkeit. Die künftigen Aufgaben von Bernhard lassen aber keinen Zweifel aufkommen, dass Bischoff ihn bereits heute als einen aussichtsreichen Kandidaten für die Nachfolge auf den Konzernvorsitz installiert hat.
Für Bernhard wiederum ist die Ernennung die zweite und letzte Chance im Daimler-Konzern. Vor einigen Jahren war er bereits als designierter Nachfolger von Mercedes-Chef Jürgen Hubbert durch sein vorschnelles und wenig diplomatisches Verhalten gestolpert: Nachdem er vor Amtsantritt bereits öffentlich harte Sanierungsmaßnahmen mit dem Abbau tausender von Arbeitsplätzen in Aussicht gestellt hatte, stürzten ihn der Betriebsrat und die IG-Metall. Ironie der Geschichte: Eckhard Cordes wurde danach Mercedes-Chef und baute im Rahmen seines intern als "Hard-Core“ bezeichneten Programms massenhaft Stellen ab. Und auch Zetsche setzte die Restrukturierung bei Mercedes und im Konzern fort, was insgesamt den Verlust von über 16.000 Jobs bedeutete.