Stuttgart. Wenn etwas geschieht, was für schier unmöglich gehalten wird, vermutet der Schwabe stets ein "G´schmäckle". Auf Hochdeutsch würde man sagen: Da stinkt etwas, es geht nicht mit rechten Dingen zu. Betrachtet man, wie schnell sich der Stuttgarter Autohersteller vom milliardenschweren Verlustbringer zu einem renditestarken Unternehmen mausert, kommt das einer Wunderheilung gleich. Nach einem operativen Verlust von 1,5 Milliarden Euro und einen Netto-Fehlbetrag von sogar mehr als 2,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, stellt Daimler-Chef Dieter Zetsche nun für dieses Geschäftsjahr einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von sechs Milliarden Euro in Aussicht. Allein Mercedes-Benz Cars soll vier Milliarden Euro verdienen, die ersten zwei Milliarden Euro sind schon eingefahren. Im zweiten Quartal erreichten die Pkw-Sparte eine Umsatzrendite von 9,8 Prozent und kratzte am Zielwert von zehn Prozent. Eine solche Marge hat Mercedes noch nie erreicht, nun will sie Zetsche offiziell spätestens Ende 2012 knacken und dauerhaft halten.
Während es in den vergangenen Jahrzehnten im Daimler-Konzern viele ambitionierte Ankündigungen und Prognosen gab, die dem Zeitverlauf nicht standgehalten haben, könnte es diesmal anders sein: Auf der Kostenseite will Mercedes von standardisierten Architekturen und einem Baukastensystem für Module profitieren, was ähnlich dem modularen Längs-und Querbaukasten im VW-Konzern für hohe Synergien sorgen soll. Gleichzeitig geht die Restrukturierung und Kostensenkung in der Organisation etwa im Vertrieb weiter. Auf der anderen Seite versucht Mercedes viel stärker als früher die Marke zu nutzen, um höhere Preise zu erzielen. Derzeit geht die Rechnung auf.
Künftig wird es darauf ankommen, dass nicht nur die traditionellen renditestarken Modellreihen wie die S- und E-Klasse die Sparte tragen, sondern vor allem die kleinen Baureihen. Dazu muss der Nachfolger der A- und B-Klasse am Markt einschlagen und die Kooperation mit Renault beim ewigen Sorgenkind Smart muss ein Volltreffer werden. Angesichts des prognostizierten starken Wachstums in diesen Segmenten sind das die Unsicherheitsfaktoren in der Daimler-Strategie.