Stuttgart. Die Quartalszahlen von Daimler sind verheerend ausgefallen. Gleichzeitig hat der Stuttgarter Autokonzern erneut die Prognosen für das laufende Jahr gesenkt und außerdem betont, dass die Einschätzung im derzeitigen Umfeld mit hoher Unsicherheit verbunden ist. Dennoch ist dieses Bündel an negativen Nachrichten kein Schock – es war angesichts der desaströsen Finanzkrise erwartet worden. Wer allerdings glaubt, dass es sich dabei um einen konjunkturell bedingten Unfall bei Daimler handelt, und dass der Autokonzern– nachdem die Dellen ausgebeult und etwas Lack darüber gespritzt wurde – bald wieder durchstartet, dürfte enttäuscht werden.
Die Stuttgarter werden sich von den langfristigen Renditezielen verabschieden müssen, die in einem deutlich positiveren Umfeld schon äußerst ambitioniert waren: Angesichts der neuen Rahmenbedingungen ist das Erreichen einer Umsatzrendite von neun Prozent im Geschäft mit Pkw, Lkw, Bussen und Transportern wohl kaum noch möglich. Dagegen spricht nicht nur das Ende des weltweiten Wirtschaftswunders, sondern auch steigende Finanzierungskosten und das anhaltend hohe Rohstoffniveau. Zusätzlich muss der Konzern milliardenschwere Entwicklungsaufwendungen für alternative Antriebe stemmen.
Während die aufgeblähten Renditeerwartungen aller – der Unternehmen, Investoren und Sparer – notwendigerweise platzen müssen, kommen bei Daimler allerdings strukturelle Probleme dazu, die keine Hoffnung auf eine schnelle Erholung wecken. Dies betrifft vor allem die einstige Ertragsperle Mercedes: In den volumenstärksten Märkten verschiebt sich die Nachfrage dauerhaft in Richtung kleinerer Modelle und sparsamerer Fahrzeuge. Darunter leiden besonders die margenstarken Ober- und Mittelklasse-Limousinen. Außerdem arbeitet Mercedes zwar fieberhaft an verbrauchsarmen Motoren und Antrieben – derzeit verfügt die Premiummarke aber kaum über überzeugende und wettbewerbsfähige Angebote.