Daimler hat nach dem Katastrophenjahr 2009 wieder in die Spur zurückgefunden – ist jedoch Opfer der selbst geschürten Euphorie geworden. Nachdem der Stuttgarter Autohersteller 2009 einen Nettoverlust von gut 2,6 Milliarden Euro verbuchte, hat zu Jahresbeginn 2010 kaum jemand mit einem Gewinn von fast 4,7 Milliarden Euro netto im Geschäftsjahr gerechnet. Alle Sparten sind wieder in den schwarzen Zahlen und ein weiterer Einbruch der weltweiten Wirtschaft ist nicht in Sicht. Dazu zahlt der Konzern in seinem Jubiläumsjahr eine hohe Dividende von 1,85 Euro pro Aktie.
Trotz dieser positiven Fakten rauschte der Aktienkurs ins Minus und zog sogar den deutschen Leitindex DAX ins Minus. Die Enttäuschung der Investoren ist groß, vor allem weil Daimler-Chef Dieter Zetsche und Finanzvorstand Bodo Uebber 2010 regelmäßig die Gewinnprognose erhöhten und der Konzern im Verlauf des Jahres mit Jubelmeldungen und euphorischen Einschätzungen die Phantasie des Aktienmarktes befeuerte. Am Ende blieben die Stuttgarter unter den selbst geschürten, hochgesteckten Markterwartungen. Dazu gab es nur einen vagen Ausblick auf das laufende Jahr.
Das unverhoffte und schnelle Comeback kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stuttgarter noch ein gutes Stück gegenüber dem sehr starken Jahr 2007 aufzuholen haben. Doch nicht nur die absoluten Zahlen werfen Fragen auf: 2010 übertraf der Umsatz der Pkw-Sparte mit 53,426 Milliarden Euro den Wert aus 2007 (52.430 Milliarden Euro). Dennoch war vor drei Jahren die Umsatzrendite mit 9,1 Prozent höher als heute (8,7 Prozent) – und das obwohl Mercedes nach eigener Auskunft die Transaktionspreise gesteigert, den Anteil von höherwertigen Fahrzeugen erhöht und vor allem die Kosten massiv gedrückt haben will.