Stuttgart. Dem Stuttgarter Autohersteller Daimler steht ein heißer Herbst mit heftigem Widerstand der Arbeitnehmer in Haus. Während das Unternehmen die Finanzdienstleistungs-Sparte (Daimler Financial Services, DFS) inklusive der Mercedes-Benz Bank schlanker machen will und dabei eine massive Stellenverlagerung plant, wollen Betriebsrat und IG Metall die intern "Plus 3“ genannte Restrukturierung stoppen. "Wir wollen das Vorhaben kippen und im Oktober ein Gegenkonzept vorlegen“, kündigte DFS- und Bank-Betriebsratschef Gerd de Rose auf einer Protestkundgebung in Stuttgart vor geschätzt zweihundert Beschäftigten an. Erst nach der Sommerpause, eher in Richtung Oktober, sollen der IG Metall zufolge Verhandlungen über einen Sozialplan aufgenommen werden. Für Zündstoff in der Belegschaft sorgen nicht nur die im ersten Halbjahr weit über den Erwartungen liegenden Gewinne von DFS und der Bank, sondern neue Sparpläne von Finanzvorstand Bodo Uebber. "Wir wurden heute informiert, dass zusätzliche Aufgaben im Accounting nach Berlin in eine spezielle Gesellschaft verlagert werden sollen“, so Jörg Spies, Betriebsratschef der Unternehmenszentrale. Das Unternehmen bestätigte auf Nachfrage der Automobilwoche diese Pläne.
Daimler will in der Pkw-Sparte spätestens im Geschäftsjahr 2013 eine nie zuvor erreichte EBIT-Rendite von zehn Prozent schreiben. Um das zu schaffen, gibt es zahlreiche Restrukturierungsvorhaben im Konzern. So sollen zum Beispiel bis 2012 die über Deutschland verteilten Geschäftsaktivitäten der Finanzdienstleistungs-Sparte sowie der Mercedes-Benz Bank gebündelt und verschlankt werden. Mittelfristig sollen dadurch Kosten von 50 Millionen Euro gespart werden. Damit verbunden ist der Abbau von 250 Arbeitsplätzen sowie die Verlagerung hunderter Stellen. In Berlin soll in einem neuen Service-Center alle automobilen Finanzdienstleistungen angesiedelt werden. In Saarbrücken werden die Bankgeschäfte zusammengefasst und in Stuttgart die Verwaltungsaktivitäten. "Die strategische Neuaufstellung von Daimler Financial Services und Mercedes-Benz Bank ist wirtschaftlich sinnvoll und unumgänglich, um die bestehenden Arbeitsplätze nachhaltig zu sichern. Der Wettbewerb mit Sparkassen und global agierenden Großbanken macht es erforderlich, dass auch wir unsere Organisation und unsere Abwicklungsprozesse noch schlanker gestalten, um unseren Kunden und Händlern auch in Zukunft wettbewerbsfähige Konditionen anbieten zu können,“ so ein Sprecher auf Nachfrage der Automobilwoche.