München. In den kommenden Jahren sehen die Autohersteller vor allem in Märkten in Zentral- und Osteuropa viel Potenzial. "Es ist ein sehr dynamischer Teil von Europa, der sich in den nächsten Jahren stark entwickeln wird“, sagte Hans Schep, der Verkaufsdirektor von Ford Europa für Zentral- und Osteuropa, unserer Schwesterzeitung "Automotive News Europe“. Für diese Annahme spreche, dass in vielen osteuropäischen Ländern bisher nur wenige Menschen ein Auto besitzen und dass es in anderen eine große Anzahl von Gebrauchtwagen gibt, die ersetzt werden müssen, wenn die wirtschaftliche Situation sich verbessert.
Die Region ist von der Finanzkrise im Jahr 2008 hart getroffen worden. Der Neuwagenabsatz in den zehn größten Ländern brach um 41 Prozent ein: 2008 lag er noch bei 1,3 Millionen, im vergangenen Jahr nur noch bei 750.000 Fahrzeugen. Einige Länder erholen sich schneller als andere. Ungarn, dessen Verkaufszahlen von 200.000 im Jahr 2007 auf 61.000 im vergangenen gesunken sind, wird nach Ansicht von Schep recht lange brauchen, um sich zu erholen. Auch Rumänien, dessen Automarkt im gleichen Zeitraum von 367.000 auf 168.4000 Fahrzeuge geschrumpft ist, steht eine längere Durststrecke bevor. "Wir rechnen damit, dass sich der Markt in Rumänien erholen wird“, sagte Jerome Olive, der Chef der rumänischen Renault-Tochter Dacia. "Aber ich denke, das wird ein paar Jahre dauern.“ Im ersten Quartal legten die Verkaufszahlen in der Region um zehn Prozent auf fast 200.000 Neuwagen zu. Am beliebtesten waren dabei Fahrzeuge aus dem VW-Konzern. Die tschechische VW-Tochter Skoda, Marktführerin in der Region, steigerte ihren Absatz um 13 Prozent auf 32.097 Fahrzeuge. Die Marke VW Pkw legte um 28 Prozent auf 17.529 Fahrzeuge zu.“Sie mögen deutsche Auto in dieser Region“, sagte Vassilios Dias von Marktforschungsinstitut JATO Dynamics. "Wenn jemand mit einem guten Auto gesehen werden will, kauft er einen VW Golf oder einen Skoda Octavia. In Osteuropa gibt es zudem noch keinen Trend zu kleinen Autos wie in Westeuropa. Zudem ist der Markt dort nach Aussage von Schep nach wie vor auf die traditionellen Segmente fokussiert: "In Westeuropa gibt es zahlreiche Nischen-Segmente, in Osteuropa nach wie vor nur einige große“, sagte er.Die einzelnen Länder unterscheiden sich zudem stark voneinander: Während es in Rumänien beispielsweise rund 200 Autos pro Einwohner gibt, liegt dieser Wert in Ungarn und der Slowakei bei etwa 300 und in kleineren Ländern wie Slowenien sogar knapp über 500. Der EU-weite Durchschnittswert liegt bei 47. Das Alter der Fahrzeuge ist im Osten Europas höher als im Durchschnitt. Auch deshalb rechnen Experten mit einer wachsenden Nachfrage. (Foto: Skoda)Hoffnung ruht auf Osteuropa
Die Schuldenkrise und die gesättigten Märkte lassen den Autoabsatz in Westeuropa seit Jahren schrumpfen. Doch in Osteuropa erhoffen sich die Hersteller in den kommenden Jahren noch gute Geschäfte.
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