Frankfurt. Der Premiumhersteller Mercedes-Benz will in den nächsten zweieinhalb Jahren zahlreiche saubere und sparsame Antriebe auf den Markt bringen und trotz der hohen Investitionen die Ertragskraft weiter steigern. "Wir haben für unser Innovationsprogramm zusätzlich mehrere hundert Millionen Euro pro Jahr bereitgestellt", sagte Forschungs- und Entwicklungsvorstand Thomas Weber auf der IAA. Dennoch werde die Mercedes Car Group, in der die Marken Mercedes-Benz, Smart und Maybach zusammengefasst sind, bis spätestens 2010 die Umsatzrendite auf zehn Prozent ausbauen. Das ursprüngliche Investitionsbudget der neuen Daimler AG ohne Chrysler beziffert Weber auf 3,7 Milliarden Euro. "Der überwiegende Anteil enfällt auf Mercedes", so der Manager.
Hintergrund - Mercedes mit Innovationsprogramm
Die Stuttgarter waren besonders im Vergleich zu den Premiumkonkurrenten BMW und Audi in der Umweltdiskussion ins HIntertreffen geraten. Während BMW unter dem Begriff "efficient dynamics" die Benzin-Direkteinspritzung und Start-Stopp-Systeme in verschiedenen Volumenmodellen bereits seit längerem anbietet und Audi mit der Benzindirekteinspritzung sowie auf Effizienz getrimmten Modellen punktet, hatte sich Mercedes mit konkreten Ankündigungen stark zurückgehalten. Um den Flottenverbrauch entscheidend zu senken, brauchen die Stuttgarter vor allem spritsparende Technologien in Volumenmodellen.
Auf der IAA brachen die Stuttgarter ihr Schweigen und legten einen detaillierten Fahrplan für die kommenden zweieinhalb Jahre mit zahlreichen neuen, besonders sauberen und sparsamen Modellen vor. "Wir werden unter dem Stichwort Road to the Future ein Feuerwerk an Innovationen auf den Markt bringen", so Weber. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf dem Dieselantrieb. "Unser Absatz in Europa besteht zu 75 Prozent aus Dieselfahrzeugen. Deshalb ist klar, dass wir zuerst in unser Kerngeschäft investiert haben", so Klaus Maier, der für den weltweiten MCG-Vertrieb verantwortlich ist.
Dabei verfolgt Mercedes die Strategie, den Diesel so sauber wie den Benziner zu machen. Die Schlüsseltechnologie auf diesem Weg ist die Abgasreinigung Bluetec. "Damit haben wir das Potenzial, weltweit strengste Abgasgrenzwerte auch in Zukunft zu erfüllen, darunter die Euro-6-Norm und die amerikanische Bin5-Norm", so Weber. Das erste Fahrzeug des Fahrplans ist der E 300 Bluetec, der zum Jahresende auf dem europäischen Markt eingeführt wird. Im kommenden Jahr soll dann die SUV-Baureihe die Abgasreinigung bekommen und damit die Zulassung in allen 50 Staaten der USA erhalten.
"Bereits im kommenden Jahr werden wir dann mit der Direkteinspritzung in der E-Klasse, Effizienz-Paketen und der Start-Stopp-Funktion auch einen großen Teil des Flottenverbrauchs auf der Benzinseite angehen", sagt Maier. Nachdem bereits der CLS seit Frühjahr 2006 auch mit der CGI-Benzindirekteinspritzung zu haben war, bekommt Anfang 2008 mit der E-Klasse die erste Volumenbaureihe den sparsamen Motor. "Diese Technologie wird in der nächsten Motorengeneration flächendeckend eingeführt und zwar nicht nur im Sechs- oder Achtzylinder, sondern auch beim Vierzylinder", kündigt Weber an. Die Umstellung werde innerhalb des vorgelegten Fahrplans erfolgen. Im Gegensatz zu den Benzin-Direkteinspritzern, die derzeit bei VW und Audi verwendet werden, setzt Mercedes beim CGI-Verfahren auf ein aufwendigeres Brennverfahren, das im Gegenzug höhere Einsparungen ermöglicht. Nachteil: Ein solcher Motor benötigt schwefelarmen Kraftstoff, der im Moment in den USA nicht flächendeckend erhältlich ist.
Darüber hinaus werden im Rahmen der Modellepflege Mitte 2008 die A- und B-Klasse mit einem Start-Stopp-System ausgerüstet. Parallel dazu trimmt Mercedes alle neuen Fahrzeuge auf Effizienz, in dem beispielsweise Leichtbau-Technologien einfließen, Rollwiderstände optimiert werden oder die Aerordynamik verbessert wird.
Die Markteinführung der ersten Hybrid-Fahrzeuge ist für 2009 geplant: Dann erhalten die M-Klasse und die S-Klasse die Kombination von Benzin-Verbrennungsmotor mit dem Elektroantrieb. Im Jahr 2010 soll in der E-Klasse erstmals die Diesel-Bluetec-Technologie in einem Hybridfahrzeug zum Einsatz kommen, was nochmals zu einer deutlich geringeren Emission führt. "Die Kombination von Diesel und Hybrid ist die absolut intelligente und richtige Strategie", ist Maier überzeugt. Angesichts des starken Dieselanteils in der Flotte sei dies ein logischer Schritt. "Mit unserem flexiblen und modular aufgebauten Konzept, das die Kombination von Bluetec und Hybrid erlaubt, verfügen wir über einen Ansatz, den kein anderer Hersteller hat", so Weber.