Karlsbad. Harman hat ein neues System zur Kalkulation von Produktkosten eingeführt. Lieferant ist der auf die Autobranche spezialisierte Anbieter Facton mit Sitz in Potsdam. "Das rasante Tempo in der Entwicklung verlangt nach einer modernen, flexiblen Lösung für den Kalkulationsprozess“, betont Tom Reddig, Senior Manager Product Costing bei Harman. "Daher entschieden wir uns, unsere bisher noch auf Excel basierende Kalkulation durch ein Datenbank-basiertes System zu ersetzen. Beim "Enterprise Product Costing" (EPC) von Facton kalkulieren alle Abteilungen und Standorte auf Basis derselben standardisierten Prozesse und Methoden. Kernstück der EPC-Software ist eine zentrale Stammdatenbank, in der sämtliche kostenrelevanten Daten bereitstehen, Kaufteilpreise ebenso wie die aktuellen Maschinenstunden- oder Zuschlagsätze. Für das international tätige Unternehmen Harman wurde die Software zunächst am deutschen Hauptsitz in Karlsbad implementiert und in weiteren Schritten auf Standorte in den USA und Asien ausgeweitet.
Harman ist einer der größten Anbieter für Infotainment- und Audiosysteme in der Autobranche. Im am 30. Juni abgelaufenen Geschäftsjahr hat Harman den Umsatz um 16 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Dollar gesteigert. Der operative Gewinn sprang um 58 Prozent auf 300 Millionen Dollar, was einer Marge von 6,9 Prozent entspricht.Facton ist Anbieter eines offenen Kalkulationsprogramms für Fahrzeuge, Module, Komponenten und Teile, das sowohl auf Daten der zentralen Unternehmens- IT wie etwa SAP als auch auf spezielle Systeme aus dem Engineering zugreift. Strategie des Unternehmens ist es, das gleichnamige Programm zum Standard in der weltweiten Automobilindustrie machen. Neben dem Management ist der SAP-Gründer Hasso Plattner mit Risikokapital zu mehr als 50 Prozent an Facton beteiligt. Zu den Konkurrenten gehören 3C, eine in Düsseldorf ansässige Tochter der Consultingfirma Management Engineers, sowie die Perfect Costing Solutions GmbH mit Sitz in Göppingen, die vor kurzem vom Münchner Konzern Siemens übernommen wurde.Harman nutzt Produktkostenkalkulation von Facton
Da ein Großteil der Herstellkosten schon mit dem Entwicklungsstadium festgelegt wird, setzt bei Harman der Kalkulationsprozess bereits in der Entwicklung ein. Der Zulieferer kann mit der neuen Lösung bereits vor dem Produktionsstart ein "Kosten-Gerüst“ erstellen. Aus der Datenbank lassen sich gleichzeitig Informationen aus Entwicklung, Einkauf und Fertigung in eine Kalkulation ziehen, so dass verschiedene Produktstrukturen sowie Standortkosten simuliert, Materialalternativen geprüft und hinsichtlich ihrer Kosten miteinander verglichen werden können. "Wir können schon in einem sehr frühen Stadium Einsparungspotenziale evaluieren und wirtschaftliche Alternativen ausmachen", so Reddig. "Investitions- und Managemententscheidungen werden dadurch nicht nur schneller, sondern auch fundierter getroffen."
Bei Harman hat das ganze Projekt-Team Zugriff auf die gesamte Produktkostenkalkulation. Dabei werden die Berechtigungen zur Datenverarbeitung für jede Nutzergruppe individuell im System festgelegt. "In Facton lässt sich nicht nur genau einstellen, wer Daten lesen, schreiben oder löschen kann", sagt Hornung. "Man kann zudem jederzeit nachvollziehen, welche Änderungen wann und von wem vorgenommen wurden. Jeder Vorgang wird automatisch von dem System dokumentiert." Zudem sei es möglich, Änderungen mit Kommentaren oder Zuständigkeiten zu versehen. So lasse sich der gesamte Lebenszyklus einer Kalkulation nachzeichnen – von der Entwicklung über die Angebotserstellung bis hin zum Produktionsstart."Für Harman war es entscheidend, dass Facton sich in unsere bestehende SAP-Welt integrieren lässt", berichtet Reddig. Mittlerweile arbeiten rund 40 Mitarbeiter mit Facton. Um den Nutzen für das gesamte Unternehmen weiter zu vergrößern, ist für die Zukunft auch die Nutzung des Webreporting-Tools geplant. Das bedeutet in der Praxis: Produktkosten, Kennzahlen, vor allem aber auch Analysen und Prognosen können einfach und schnell mit Hilfe des Internet Browsers aufgerufen werden.