Stuttgart. Der vertragsgebundene Autohandel muss das Gebrauchtwagengeschäft professioneller betreiben, um Risiken zu minimieren und Ertragschancen besser zu nutzen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie "Optimierung im Gebrauchtwagen-Management",die Dekra beim Institut für Automobilwirtschaft (IFA) an der Hochschule Geislingen-Nürtingen in Auftrag gegeben hat. Das Gebrauchtwagengeschäft sei angesichts der niedrigen Profitabilität und hoher Risiken die Achillesferse im Autohandel, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Willi Diez. Er empfiehlt den Händlern, dieses Geschäft vom Neuwagenvertrieb organisatorisch abzutrennen und es insgesamt im Unternehmen aufzuwerten: Gebraucht werde eine konsequent ertragsorientierte Strategie mit aktiven Fahrzeugzukäufen und einem systematischen Bestandsmanagement. Durch die Kombination von Zukauf und schneller Weitervermarktung ist laut Diez eine Bruttoertragssteigerung von 1,5 Prozentpunkten im Gebrauchtwagengeschäft möglich. Die Umsatzrendite des Autohauses würde dadurch um 0,4 Prozentpunkte steigen.
Der deutsche Gebrauchtwagenmarkt ist 2009 gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 6,01 Millionen Besitzumschreibungen gesunken. Damit war der Markt zum vierten Mal in Folge rückläufig. Für das laufende Jahr prognostiziert Diez in etwa das Niveau von 2009. Gestützt werde die Nachfrage durch das derzeit niedrige Preisniveau. Im vergangenen Jahr waren die Preise um 3,1 Prozent gesunken. Gegenläufig könnte sich aber die voraussichtlich steigende Arbeitslosigkeit auswirken, die besonders potenzielle Gebrauchtwagenkäufer treffe, so Diez.
Neben der schwachen Nachfrage belasteten ebenso die "extrem hohen Preisrisiken", vor allem bei Leasingrückläufern. Um den Absatz anzukurbeln und die eigenen Kapazitäten auszulasten, haben viele Hersteller in den vergangenen Jahren vergleichsweise niedrige Leasingraten angeboten. Folge: Nach Auslaufen des Vertrags verbleibt in der eigenen Kalkulation ein hoher Restwert, der aber am Gebrauchtwagenmarkt nicht erzielt werden kann. Im schlechtesten Fall müssen die Händler, die keinen Einfluss auf die Leasingraten haben, die Verluste tragen.