Ludwigsburg. Der Getriebebauer Getrag droht über seine hochfliegenden Wachstumspläne zu stolpern. „Weil Getrag hochgradig fremdfinanziert ist, ist das Unternehmen in seiner Existenz gefährdet“, befürchtet Konrad Ott, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ludwigsburg. Die Konsortialbanken haben die Unternehmensberatung Roland Berger beauftragt, die Kreditwürdigkeit des Unternehmens mit 3050 Beschäftigten zu untersuchen. Die Gewerkschaft hat ihrerseits - abgestimmt mit der Geschäftsführung - das Saarbrücker Info-Institut beauftragt, sie bei der Restrukturierung zu beraten Nach Darstellung der Gewerkschaft und der Getrag-Betriebsräte könnte die Getrag KG mit der Zentrale in Untergruppenbach bei Heilbronn und vier deutschen Produktionswerken in diesem Jahr in die Verlustzone rutschen. „Nur mit Zugeständnissen der Beschäftigten wird Getrag nicht zu retten sein“, so Ott mit Blick auf den vom Management geforderten Stellen- und Kapazitätsabbau.
Der Absturz des Getriebeherstellers, der vollständig der Familie Hagenmeyer gehört, kommt ebenso abrupt wie überraschend: Noch Mitte Oktober sah sich Firmenchef Tobias Hagenmeyer weltweit auf Erfolgkurs, obwohl bereits damals die Finanzkrise für einen Einbruch in der Automobilnachfrage gesorgt und viele Hersteller bereits Produktionsdrosselungen angekündigt hatten. Klar war damals auch, dass sich der Großauftrag von Chrysler über jährlich 700.000 Doppelkupplungsgetriebe faktisch zerschlagen hatte. Sollte sich die Situation verschlimmern, könnte dies weitreichende Folgen vor allem für den Münchner Premiumhersteller BMW, der vor allem das Getriebe für den Mini und weitere Baureihen bezieht. Auch Audi, Mercedes, Smart und Porsche stehen auf der Kundenliste von Getrag.