Untergruppenbach. Der angeschlagende Getriebebauer Getrag kommt nicht zur Ruhe. Nach einer zweiten Sanierungsrunde, die Anfang Juni abgeschlossen wurde, verliert das Unternehmen nun den Forschungs- und Entwicklungschef Rolf Najork. Einer Mitteilung zufolge wird der Manager das Unternehmen zum Jahresende auf eigenen Wunsch verlassen, um eine neue Herausforderung in der Automobilindustrie anzunehmen. "Rolf Najork hat einen großen Teil dazu beigetragen, die technologische Basis von Getrag zu stärken und weiter auszubauen. Wir bedauern seine Entscheidung, wünschen ihm jedoch viel Erfolg bei seiner neuen Tätigkeit und danken ihm für sein Engagement und seinen Beitrag zum Erfolg der Getrag Corporate Group", so Getrag-Chef Mihir Kotecha, der selbst erst im vergangenen November überraschend den langjährigen Firmenchef Dieter Schlenkermann abgelöst hat. Bis zur Ankündigung des offiziellen Nachfolgers werde die Position kommissarisch intern besetzt.
Der Getriebehersteller im Besitz der Familie Hagenmeyer war Ende 2008 aufgrund der Wirtschaftskrise und einem hochgradig fremd finanzierten Expansionskurs in heftige Turbulenzen geraten. Im Jahr 2008 und 2009 schrieb das Unternehmen bislang nicht näher ausgewiesene Verluste. Nach einer Restrukturierung mit einem Kapazitätsabbau erfolgte im April 2009 zusammen mit den Banken die Neuausrichtung. Dazu gehörte auch eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg über 20 Millionen Euro. Dann folgte eine weitere, von heftigem Mitarbeiterprotest begleitete Sanierungsrunde, die zusammen mit dem vorherigen Sparpaket in drei Jahren insgesamt Einsparungen von 100 Millionen Euro bringen soll. Während die Mitarbeiter für drei Jahre auf Teile ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichten, will das Unternehmen die Überkapazitäten ohne betriebsbedingte Kündigungen abbauen. Auch die geplante Schließung des Standorts Ludwigsburg wurde verworfen.
In diesem Jahr will der Getrag-Konzern bei einem Umsatz von 2,5 Milliarden Euro eine schwarze Null erreichen. Damit blickt das Unternehmen etwas optimistischer in die Zukunft als noch vor ein paar Wochen als Erlöse von 2,3 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden waren. Die Getrag KG, wo das deutsche Geschäft gebündelt ist, wird dieses Jahr noch Verluste schreiben, soll aber 2011 die Gewinnschwelle erreichen.