Untergruppenbach. Die Getrag KG hat sich überraschend von den noch Mitte Oktober sicher geglaubten Wachstumsplänen verabschiedet und richtet sich nun dauerhaft auf eine niedrigere Nachfrage ein. "Wir müssen feststellen, dass unsere heutigen Stukturen mit vier deutschen Standorten zu groß sind und wir die Kosten nachhaltig verringern müssen", kündigte Getrag-Chef Dieter Schlenkermann am Montagabend im Gespräch mit Journalisten an. Insgesamt plant der Getriebehersteller den Abbau von 380 Stellen - das sind rund 13 Prozent der insgesamt 3050 Mitarbeiter. In der Zentrale in Untergruppenbach, wo unter anderem auch die Forschung- und Entwicklung angesiedelt ist, stehen 130 Arbeitsplätze und in den vier Werken 250 Stellen zur Disposition. "Wir tragen uns mit dem Gedanken ein Werk ganz zu schließen", so Schlenkermann. Dabei ist Getrag allerdings auf das Entgegenkommen der Arbeitnehmervertreter angewiesen: Eine Standortsicherung für die KG schließt bis 2011 betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland aus. "Es ist geplant, unverzüglich Gespräche mit der IG Metall Bezirksleitung in Stuttgart zu führen, um schnellstmöglich Lösungsvorschläge zu erarbeiten", so Schlenkermann.
Mit der angekündigten Restrukturierung hat der Getriebebauer einen abrupten Strategiewechsel vorgenommen. Noch Mitte Oktober sah sich das Unternehmen weltweit auf Erfolgskurs, obwohl bereits damals die Finanzkrise für einen Einbruch der Automobilnachfrage gesorgt hatte und viele Hersteller schon die Drosselung der Produktion in Aussicht gestellt hatten. Dennoch hatte Getrag auf einer Veranstaltung in Köln weiter eine Absatzsteigerung in Aussicht gestellt: Die Gruppe wollte im laufenden Jahr 3,6 (2007: 3,4) Millionen Getriebe und 1,6 (2007: 1,3) Millionen Achsgetriebe produzieren. Für das Jahr 2015 prognostizierte Gruppenchef Tobias Hagenmeyer sogar die Auslieferung von fünf Millionen Getrieben. Dabei spielte ein Auftrag des US-Herstellers Chrysler ein zentrale Rolle, der sich damals durch die außerordentliche Kündigung durch Chrysler ebenfalls faktisch zerschlagen hatte.