Jeder fünfte Mitarbeiter hat innerlich gekündigt

Auf die Wirtschaft droht eine Kündigungswelle zuzurollen: Rund 7,3 Millionen Arbeitnehmer haben keine Bindung mehr zu ihrem Unternehmen. Damit hat etwa jeder fünfte Mitarbeiter (19 Prozent) innerlich gekündigt.

Das trifft auch die Automobilindustrie, die mitten in der Transformation steckt. „Herausfordernde Zeiten sind immer Momente der Wahrheit. In diesen zeigt sich, wer eine gute Führungskraft ist und wer keine gute Führungskraft ist“, sagt Marco Nink gegenüber der Automobilwoche. Er ist als Gallup-Studienleiter EMEA für den Gallup Engagement Index Deutschland 2023 verantwortlich.

Nink sieht weniger die schwierigen Rahmenbedingungen für Zulieferer und Hersteller als Faktor für die hohe Unzufriedenheit der Mitarbeiter. „In Unternehmen sehen wir in schweren Zeiten, dass es guten Führungskräften gelingt die emotionale Bindung ihrer Mitarbeitenden auch unter schweren Umständen noch zu steigern, während weniger gute Führungskräfte ihre Mitarbeitenden demotivieren“, so Nink.

Die Folge: Immer mehr Mitarbeiter schauen sich auf dem Jobmarkt um. Nur noch etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Beschäftigten will in einem Jahr mit Sicherheit noch bei ihrem jetzigen Arbeitgeber sein (2022: 55 Prozent).

Damit setzt sich der konsequente Abwärtstrend der letzten fünf Jahre weiter fort: 2018 hatten noch 78 Prozent diese Aussage ohne Einschränkung bejaht.

Bei der mittelfristigen Wechselbereitschaft hat sich die Tendenz ähnlich besorgniserregend entwickelt. Der Anteil derjenigen, die fest davon überzeugt sind, in drei Jahren noch in ihrem Unternehmen sein zu wollen, ist im Laufe der Jahre auf jetzt 40 Prozent kontinuierlich geschrumpft. 2018 lag der Wert noch bei 65 Prozent.

Wollen Hersteller und Zulieferer ihre Mitarbeiter halten, heißt es umdenken: Innere Kündigung sei das Ergebnis schlechter Führung, so Nink, also ein hausgemachtes Problem. Aus seiner Sicht kommt es auf die einfachen Dinge an: Mitarbeitenden zuzuhören und sie einzubinden, ihnen regelmäßig positives und konstruktiv-kritisches Feedback zu ihrer Arbeit zu geben, Orientierung zu schaffen, deren fachliche und persönliche Entwicklung zu begleiten und sich um den Einzelnen zu kümmern und ihm Aufmerksamkeit entgegenzubringen.

Aus dem Datencenter:

Lohnerwartungen von Personalleitern in Deutschland für 2023