Turin/Detroit. Die Allianz von Fiat und Chrysler scheint sich immer mehr auszahlen. Im vergangenen Jahr schrieben der italienische und der US-amerikanische Hersteller zusammengerechnet einen Umsatz von 59,6 Milliarden Euro - ein Plus von 66 Prozent Der operative Gewinn kletterte von 1,1 auf 2,4 Milliarden Euro, die Umsatzrendite verbesserte sich von 3,1 auf 4,0 Prozent. Der Nettogewinn betrug mehr als 1,6 Milliarden Euro. Während Fiat vor allem unter dem schwachen europäischen Markt litt, profitierte Chrysler von der Erholung in den USA und erweist sich immer mehr als Stütze für die Italiener. Fiat hält mittlerweile über 58 Prozent an Chrysler. Seit Juni 2011 werden die Chrysler-Ergebnisse bei Fiat konsolidiert.
Problematisch und kaum schnell zu lösen ist die Situation in Europa. "Wir haben im Volumensegment eine halbe Milliarde Euro Verlust geschrieben", sagte Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne in der Telefonkonferenz im Anschluss an die Veröffentlichung des Jahresabschlusses. Die Marktsituation habe zu einer Ausweitung der Verluste gegenüber 2010 geführt. Gleichzeitig zerstreute der Manager jegliche Hoffnung auf das Erreichen der Gewinnschwelle in den nächsten Jahren: "Wir bei Fiat haben schon viel getan. Wir können das Problem der Überkapazitäten in Europa nicht alleine lösen." Immerhin stopfen die Gewinneder Luxusmarken Ferrari und Maserti von zusammengerechnet 352 Millionen Euro das Loch in Europa zumindest teilweise. Bis 2014 will Marchionne im europäischen Geschäft die schwarze Null schaffen.
Der vorgelegte Jahresabschluss lag im Rahmen der eigenen Zielsetzungen und über den Erwartungen des Marktes. Die Börse reagierte zeitweise mit Aufschlägen von vier Prozent. Gegen 15:15 Uhr liegt die Fiat-Aktie in Mailand mit knapp drei Prozent bei 4,72 Euro im Plus. Und das, obwohl die Dividendenausschüttung für Stammaktionäre entfällt. Die Vorzugsaktionäre sollen 0,217 Euro pro Aktie erhalten. Insgesamt will Fiat 39,7 Millionen Euro ausschütten.
Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert Fiat/Chrysler einen Umsatz von mehr als 77 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn in der Spanne von 3,8 bis 4,5 Milliarden Euro, was einer Marge von 4,9 bis 5,8 Prozent entsprechen würde. Der Nettogewinn wird zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Euro veranschlagt. Trotz der deutlichen Verbesserungen zu 2011 fällt die Prognose der beiden Hersteller vorsichtiger aus als ursprünglich geplant. In den Restrukturierungsplänen war noch ein Umsatz von 85 Milliarden Euro und eine Marge zwischen 5,4 und 6,2 Prozent angepeilt worden. Nun warnt Fiat- und Chrysler-Chef Sergio Marchionne vor den unsicheren Rahmenbedingungen in Europa.