Stuttgart. Die Verlegung des Daimler-Konzernsitzes in einer Nacht- und Nebel-Aktion erweist sich zweieinhalb Jahre später als teure Symbolik. Kaum vier Wochen im Amt sandte der neue Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche ein Ausrufezeichen an die eigenen Manager und Mitarbeiter: Er kündigte die Verlegung des repräsentativen Konzernsitzes von Stuttgart-Möhringen ins Stammwerk Untertürkheim an. Nun stellte sich heraus, dass das 13-stöckige Verwaltungshochhaus aus dem Jahr 1958 nicht wie ursprünglich geplant, saniert werden kann, sondern komplett abgerissen werden muss.
"Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass wir auch bei einer Komplettsanierung kein zeitgemäßes Gebäude erhalten hätten", so eine Unternehmenssprecherin. Auch unter Kostenaspekten biete die Sanierung keinen Vorteil. Eine Rückverlegung des Konzernsitzes auf die moderne Campus-Anlage Stuttgart-Möhringen - intern auch "Bad Möhringen" genannt - kommt indes nicht in Betracht. "Die Unternehmenszentrale soll in Untertürkheim bleiben. Wo genau das neue Verwaltungsgebäude errichtet wird, ist noch offen", stellte die Sprecherin klar. Mit der neuen Zentrale wolle Daimler "hohe ökologische Standards" setzen. Das Thema Energieeffizienz habe oberste Priorität.
Der Abriss soll im kommenden Jahr beginnen. Bei optimalem Bauverlauf werde der Neubau 2012 bezugsfertig sein, so die Sprecherin weiter. Bis zur Fertigstellung wird der Vorstand mitsamt 400 Mitarbeitern in einen benachbarten Bürokomplex ziehen, der zurzeit anstelle des alten Museums auf dem Werksgelände gebaut wird. Anfang 2006 hatte Zetsche die Verlegung damit begründet, dass der Vorstand dort sein sollte, "where the action is". Damit wollte er für neue Aufbruchstimmung im Unternehmen sorgen. Am Standort Untertürkheim ist unter anderem die Motorenproduktion von Mercedes. Zu den möglichen Kosten des Neubaus wollte sich die Sprecherin noch nicht äußern. Immerhin hat Daimler nach der Aufstockung des Forschungs- und Entwicklungsbudgets für alternative Antriebe und dem zweifachen Aktienrückkauf eine weiter Verwendungsmöglichkeit für die Milliarden gefunden, die durch die Chrysler-Trennung in die Kasse gespült wurden.