Böblingen. Der Volkswagen-Konzern hat die Lackiererei im neuen US-Werk Chattanooga auf zwei Konkurrenten aufgeteilt: Während die Böblinger Eisenmann AG als Generalunternehmer für die Anlage mit einer Jahreskapazität von 150.000 Einheiten fungiert, hat der Stuttgarter Wettbewerber Dürr als Sublieferant große Anteile an dem Projekt erhalten. "Die Firma Eisenmann hat mit dem Gewinn dieses Auftrags bewiesen, dass sie sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf einem hart umkämpften Markt behauptet," so Vorstandssprecher Matthias von Krauland. Das familiengeführte Unternehmen liefert die gesamte Vorbehandlungslinie. Dazu gehören im Wesentlichen die Tauchbecken für die KTL-Grundierung sowie vor allem die komplizierte Fördertechnik. Erstmals kommt dabei das neu entwickelte E-Shuttle zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein System, das die Karosse im Tauchbad schwenkt. Im Vergleich zum früheren System kann dieses leicht auf andere Modelle umgerüstet werden.
Auch bei Dürr zeigte man sich zufrieden: "Wir haben einen Anteil von über 40 Prozent an diesem Auftrag erhalten," so ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage der Automobilwoche. Dazu gehören die Lackierroboter ebenso wie die neue Trockenabscheidung EcoDryScrubber, die zu einer deutlichen Einsparung der Betriebskosten in der Endlackierung führen soll. Für Dürr ist das die erste Bestellung dieser Anlage von einem Autohersteller. "Davon erhoffen wir uns eine Signalwirkung," so der Sprecher.
Eisenmann und Dürr sind zusammen mit dem japanischen Konkurrenten Taikisha die weltweit einzigen Hersteller von Lackieranlagen für die Autoindustrie. Branchenexperten vermuten, dass VW mit der Aufteilung des Auftrags in der aktuellen Krise beide Unternehmen stützen will. Diese Lackieranlage gehört weltweit zu den größten Aufträgen, die in diesem Jahr in der Autobranche zu vergeben sind. Außerdem stehen weitere Großprojekte wie der Ausbau des Werks Bratislava ebenfalls von VW, der Neubau eines Renault-Werks in Marokko sowie die neue Lackieranlage von Porsche in Zuffenhausen zur Diskussion. Die im S-Dax notierte Dürr AG rechnet im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Aufträge und des Umsatzes von bis zu 15 Prozent und einem Gewinneinbruch von bis zu 20 Prozent.