Paris. PSA Peugeot Citroen benötigt dringend frisches Geld. Jetzt will der Aufsichtsrat des angeschlagenen französischen Autobauers über eine Kapitalspitze des chinesischen Herstellers Dongfeng beraten, wie unter anderem das "Wall Street Journal Deutschland" und die Nachrichtenagentur Reuters berichten. Ohne neues Kapital bekämen die Franzosen in der zweiten Jahreshälfte arge Probleme. Als Termin für die Sitzung wird der 22. Oktober genannt. Einen Tag später wird PSA seinen Zahlen für das dritte Quartal vorstellen.
Schon seit Längerem laufen Verhandlungen zwischen PSA und Dongfeng über eine Ausweitung der Geschäftsbeziehungen (Automobilwoche berichtete). Laut "Wall Street Journal" wäre auch eine Beteiligung von Dongfeng an Peugeot möglich. Auch die französische Regierung könnte sich an einer Kapitalerhöhung beteiligen, um die Geschäftspläne des Autobauers über das Jahr 2016 hinaus abzusichern. Eine offizielle Anfrage des Hersteller zu diesem Thema gibt es bisher aber noch nicht. In diesem Fall würde sich auch die EU einschalten und überprüfen, ob eine unzulässige Verzerrung des Wettbewerbs vorliegt. Außerdem könnte ein solches Geschäft dazu führen, dass die Peugeot-Familie, die Ende vergangenen Jahres 25,5 Prozent an dem Konzern hielt, ihre Sperrminorität verliert.Bereits am Wochenende kursierten erste Berichte, dass PSA eine Kapitalerhöhung von rund 3 Milliarden Euro planen könnte. Dieses Volumen würden sich den Spekulationen zufolge Dongfeng und die französische Regierung teilen. Anfang vergangener Woche hatte die Zeitung «China Business News» unter Berufung auf nicht genannte Dongfeng-Offizielle berichtet, die Chinesen könnten bei PSA für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro einen Anteil von bis zu 30 Prozent übernehmen. Der französische Staat war Peugeot bereits vor knapp einem Jahr zur Seite gesprungen und hatte mit bis zu sieben Milliarden Euro für die Emission von Anleihen der Finanztochter PSA Finance garantiert.Klare Aussagen gibt es weder von Peugeot noch von der Regierung. Das Unternehmen bestätigte lediglich, man prüfe "mögliche industrielle und kaufmännische Partnerschaften". Dongfeng gab gar keinen Kommentar ab. Von einer möglichen Einigung könnten beide Seiten profitieren: PSA bekäme das dringend benötigte Bargeld, von dem chinesische Unternehmen derzeit mehr als genug haben. Dongfeng hingegen bekäme über PSA Zugang zu technologischem Know-How und westlichen Märkten.PSA
Einstieg von Dongfeng wird wahrscheinlicher
Der Aufsichtsrat von PSA Peugeot Citroen berät nach Berichten mehrerer Medien über eine Kapitalspritze des chinesischen Herstellers Dongfeng. Der Aktienkurs von PSA hat bereits reagiert.
Zweifel bleiben
Der amerikanische PSA-Partner General Motors hat bereits erklärt, keine Einwände gegen einen möglichen Einstieg von Dongfeng oder der französischen Regierung zu haben. Die Vereinbarung zwischen GM und PSA sieht vor, dass beide Seiten den Vertrag kündigen können, wenn sich die Eigentümerstruktur des Partners ändert.
Allein im Geschäftsjahr 2012 verbuchte der nach VW zweitgrößte europäische Hersteller einen Rekordverlust von 5,01 Milliarden Euro. Konzernchef Philippe Varin fährt deswegen einen harten Sparkurs mit Tausenden Stellenstreichungen und will den außereuropäischen Anteil am Umsatz deutlich steigern.Ob Dongfeng PSA in eine bessere Zukunft lenken könnte, wird allerdings bezweifelt: Dongfeng besitzt nicht viel Technologie und hat wenig Erfahrung damit, ausländische Geschäfte zu verwalten", sagt John Zeng, Geschäftsführer der Branchenberatung LMC Automotive in Schanghai. "Selbst wenn sie einen beherrschenden Anteil an PSA hätten, wie würden sie denn solch ein Unternehmen managen, das derart große Probleme hat? (Mit Material von dpa)
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