Paris. Ford setzt darauf, dass die Wirtschafts- und Absatzkrise in Russland bereits ihren Höhepunkt hinter sich hat. Künftig will der US-Hersteller in Russland noch mehr auf lokale Lieferanten setzen und mehr Modelle vor Ort produzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und um weniger stark unter Wechselkursschwankungen zu leiden. Das kündigte am Donnerstag bei der Automesse in Paris im Gespräch mit der Automobilwoche die Nummer zwei von Ford in Europa an, Chief Operating Officer (COO) Barb Samardzich.
"Wir haben in Russland wirklich den perfekten Sturm erlebt. Jetzt hoffen wir, dass wir das Tal durchschritten haben", sagte Samardzich. In Russland hatte der Hersteller per Ende August 43 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft und damit mehr als jeder andere Hersteller unter der russischen Wirtschaftsflaute gelitten.
Um den hohen Importzöllen zu begegnen, werde Ford noch stärker als bisher in Russland die Produktion lokalisieren. "Bis Ende 2015 werden wir in Russland elf Modelle lokal fertigen", kündigte sie an. Derzeit ist es nicht einmal die Hälfte. "Dann werden wir auch mehr als 4ß Prozent unseres Umsatzes in Russland in Rubel machen," rechnete sie vor. Bei der Lokalisierung der Fertigung werde Ford auch verstärkt auf lokale Lieferanten zurückgreifen, sagte Samardzich weiter.
In Westeuropa dagegen seien die Standorte von Ford insgesamt gut ausgelastet. Im Schnitt liege die Auslastung über 80 Prozent, so Samardzich. Allerdings ist das Werk im rumänischen Craiovoa, das den B-Max herstellt, deutlich weniger stark ausgelastet. Im Werk Valencia dagegen liege die Auslastung über 100 Prozent, sagte sie.
Ford werde auch in Russland nach dem Prinzip verfahren, keine Fahrzeuge auf Halde zu produzieren. "Wir werden die Produktion immer nach der Nachfrage ausrichten," sagte Samardzich. Dies könne vorübergehend auch weitere Produktionsanpassungen in Russland bedeuten.
Erst am Montag hatte der US-Autobauer sein Ziel begraben, von 2015 an in Europa wieder Geld zu verdienen. Stattdessen rechnet der Konzern nun mit Verlusten von 250 Millionen Dollar (198 Millionen Euro) in Europa. 2013 hatte Ford in Europa noch 1,2 Milliarden Euro verloren.