Die jungen Frauen brechen weg

Duisburg. Immer weniger Frauen kaufen Neuwagen. In den ersten sechs Monaten des Jahres machten Sie nur 32,2 Prozent der privaten Autokäufer aus, wie Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center of Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen, errechnet hat. Das sind 1,5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und 6,7 weniger als 2009, als die Abwrackprämie den Frauenanteil befeuerte.

Treiber der Entwicklung sind offenbar die jungen Frauen unter 45. Machten sie 2006 noch 43,7 Prozent der weiblichen Neuwagenkäufer aus, waren es in der ersten Jahreshälfte nur noch 29,8 Prozent. Jünger als 25 Jahre waren gar nur 3,9 Prozent. Über 70-Jährige machen dagegen 10,1 Prozent der Neuwagenkäuferinnen aus.

"Die Autobauer schaffen es immer weniger, jüngere Frauen als Neuwagenkäuferinnen anzusprechen", sagt Dudenhöffer, der einen "Methusalem-Effekt" diagnostiziert. Er kritisiert in diesem Zusammenhang auch die Darstellung der Fahrzeuge durch die Hersteller. "Entweder baut man Rennmaschinen wie Ferrari, Lamborghini Maseratis oder konservative Jaguars, Bentleys oder eben dicke SUV. Alles drei ist nicht Frauensache. Hinzu kommt, dass in den Werbeauftritten der Autobauer eben weniger quirlig, chic und Eleganz steht, sondern PS, dicke Räder, Racing und technische Daten. Die Autohersteller erwecken den Eindruck, als wäre man immer noch auf den Käufertyp 'Reifenkicker' aus und das animiert Frauen eben weniger."

Zudem kritisiert Dudenhöffer die Vertriebssysteme als "antiquiert" und fragt: "warum sollte eine Frau in irgendein Industriegebiet gehen und sich Neuwagen anschauen". In den Autohäusern stünden Autos "in monotoner Reihe und Verkäufer warten mit dem Auftragsblock. Das wirkt wie zum Zahnarzt gehen." Zudem griffen gerade junge Frauen in Großstädten gerne zur Alternative Carsharing.

"Die Männerwelt Auto hat es kaum geschafft, sich der wichtigen weiblichen Zielgruppe emotional und spannend darzustellen, angefangen vom Produkt, über die Rabattstruktur und den Vertrieb bis zur Werbung", fasst Dudenhöffer zusammen.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Als einzige Automarke in Deutschland schafft es Mini, mehr Frauen als Männer anzusprechen. Hier liegt der Anteil der Neuwagenkäuferinnen bei 51 Prozent. "Der Mini ist schick, quirlig, nicht zu protzig, nicht auf Größe getrimmt, sondern auf quirlige Eleganz", sagt Dudenhöffer. Dabei profitiert Mini aber auch von seiner Modellpalette die ohne große Fahrzeuge auskommt. Denn auch andere Hersteller kommen mit kleinen Modellen auf Frauenanteile jenseits der 50 Prozent, beispielsweise Audi mit dem A1, Opel mit dem Adam Citroen mit dem C1 oder Renault mit dem Twingo. "Es ist also durchaus möglich Frauen anzusprechen, aber SUV, dicke Motoren, Sportwagen, breite Karosserien taugen dazu weniger", sagt Dudenhöffer.

Klein zu sein alleine reicht aber auch nicht. Smart kommt lediglich auf einen Frauenanteil von 28,1 Prozent. (Siehe Tabelle)