Mit der Preiserhöhung von 1,9 Prozent reflektieren wir die Kostensteigerungen zum Beispiel bei Rohstoffen, Energie und Personal. Verglichen, mit dem was wir zu verkraften haben, ist die Preisanpassung moderat.
"Die B-Klasse in China ist der Testfall für andere Länder"
Auch unsere Händler sind Unternehmer und wissen, dass ein Hersteller die Kostensteigerungen des vergangenen Jahres nicht allein tragen kann, wenn er dauerhaft am Markt sein will. Umgekehrt haben wir unsere Händler im vergangenen Jahr in einer schwierigen Phase unterstützt. In diesem Sinne war es nicht schwierig, den Händlern diese moderate Preiserhöhung zu erklären.
Die Abwrackprämie hat auch bei uns für regen Zulauf in den Verkaufsräumen gesorgt. Als Premiumanbieter ist aber klar, dass sich eine solche Maßnahme nur begrenzt auf den Neuwagenabsatz auswirkt. Allerdings verzeichnen wir bei der A- und B-Klasse sowie für den zweisitzigen Smart im Februar zweistellige Zuwächse beim Auftragseingang – und auch die Nachfrage nach jungen Gebrauchten entwickelt sich sehr erfreulich.
Wir haben die entsprechenden Maßnahmen auf der Produktions- und der Absatzseite eingeleitet, so dass die Bestände bei uns selbst und den Händlern am Ende des zweiten Quartals mit Sicherheit wieder auf dem normalen Niveau liegen.
Die Drehscheibe ist eine sehr effektive Vermarktungsplattform für junge Gebrauchte, die von vielen Händlern und Vertragswerkstätten sehr intensiv und professionell genutzt wird. In den letzten acht Wochen haben wir und unsere Partner dort ein gutes Geschäft gemacht und eine deutliche Steigerung der Restwerte gesehen. Davon profitieren auch diejenigen Vertragspartner, die sich im Gebrauchtwagengeschäft noch zurückhalten.
Im Gegenteil. Wir wollen, dass unsere Händler neben dem Neuwagenhandel und den Serviceaktivitäten mit dem Gebrauchtwagengeschäft über ein weiteres, profitables Standbein verfügen. Die Drehscheibe ist die beste Vermarktungsform für Gebrauchte, das es in der Branche gibt. Wir wollen dafür weitere Händler gewinnen und bieten auch entsprechende Coachingprogramme an.
Wir wollen auch nach der Krise Premiumpreise für Mercedes-Benz Fahrzeuge erzielen, weil wir überzeugt sind, dass unsere Autos und unsere Technologien dem Kunden auch den entsprechenden Mehrwert bieten. Das reine Volumendenken hat auch vor dem Nachfrageeinbruch zu kurz gegriffen, weil wir letztlich vom Umsatz und nicht von der Stückzahl leben. Aktuell müssen wir aber im Interesse unserer Händler auch sicherstellen, dass der Absatz im Wettbewerbsumfeld mithalten kann. Das tun wir sehr spezifisch - auch mit Blick auf einzelne Baureihen und deren Lebenszyklen. Mit der neuen E-Klasse haben wir jetzt einen wichtigen Hebel, um einen anderen Impuls im Markt setzen zu können und nicht nur auf die Wettbewerbsseite schauen zu müssen.
Wir gehen nach wie vor davon aus, dass in diesem Jahr weltweit rund 50 Millionen Pkw verkauft werden. Das wäre gegenüber 2008 ein Minus von zehn Prozent. Ob sich diese Prognose bewahrheitet, wird sich vor allem in den USA entscheiden. Dort ist der Markt sehr schlecht in das Jahr gestartet. Auf der anderen Seite wurde durch die Abwrackprämie in Deutschland eine Entwicklung angestoßen, die bisher praktisch in keiner Prognose enthalten ist. Die Frage bleibt offen, ob die 50 Millionen zu optimistisch sind, wenn man in die USA schaut, oder zu pessimistisch, wenn man Deutschland betrachtet. Eine sichere Prognose kann ich Ihnen zurzeit noch nicht geben.
Die Schwellenländer können sicher einen Teil der Ausfälle in den etablierten Märkten auffangen. Im Gegensatz zu den Vorjahren ist der Einbruch in der Triade aber zu groß, um von China, Indien, Brasilien oder Russland kompensiert zu werden.
Mit diesem Schritt verbreitern wir unser Produktportfolio am unteren Ende. Wir sind in China und anderen Emerging Markets stark mit Oberklasse-Limousinen wie der S- und E-Klasse aber auch mit der C-Klasse und den SUV vertreten. Auf lange Sicht brauchen wir aber auch in diesen Ländern einen höheren Absatzanteil unserer kleineren Baureihen. Wir müssen in einem wachsenden Distributionsnetz unsere Präsenz deutlich verstärken. China ist jetzt der Testfall, wie wir auch mit der zukünftigen Kompaktwagen-Generation in solchen Ländern mehr Geschäft machen als heute. Wir werden sehen, welche anderen Märkte noch folgen könnten. Die Resonanz auf die B-Klasse in China ist bisher sehr Erfolg versprechend.
Der Importzoll für Komplettfahrzeuge nach Brasilien beträgt 35 Prozent. Insofern müssen Import-Fahrzeuge dort zu einem höheren Preis angeboten werden. In einer Metropole wie Sao Paulo dürfte es dennoch genügend Käufer geben.
Wir wollen vor allem unserer Abläufe und Prozesse vom Retail über die Großhandelsorganisation bis hin zur Zentrale schneller und effizienter machen. Dabei orientieren wir uns an der Frage: Wie sieht der Automobilhandel bei Pkw und Nutzfahrzeugen der Zukunft aus? Ziel ist es natürlich auch, Redundanzen aus der Organisation zu eliminieren. Doppelarbeit kostet Geld, die uns kein Kunde bezahlt.
Ich bin erklärter Gegner einer Diskussion über Zentralisierung und Dezentralisierung. Wenn man die Prozesse nicht verändert, hat das überhaupt keine Bedeutung. Es geht nicht darum, wo die Leistung erbracht wird, sondern wie und mit welcher Geschwindigkeit. Bei Daimler haben wir über die Sparten hinweg eine sehr heterogene Vertriebswelt. Nun wollen wir unsere Gesellschaften und den Handel von der Administration entlasten und stärker auf seine eigentliche Aufgabe ausrichten, nämlich Kundenaufträge zu erringen. Wir haben nicht per se das Ziel, den Vertrieb zu verkleinern. Vielmehr müssen wir interne Abläufe optimieren und auch dem Kunden gegenüber eine bessere Leistung bieten.
Die Händler brauchen ein tragfähiges Geschäftsmodell und müssen profitabel arbeiten können. Wie das aussehen soll, darüber haben wir in Deutschland mit dem Händlerverband bereits vergangenes Jahr die Diskussion aufgenommen. Die Frage ist dabei unter anderem, wie sich die Kaufgewohnheiten der Kunden in den nächsten Jahren ändern und wie der Handel darauf reagieren muss. Was sind die eigentlichen Kernfunktionen des Handels im Verkaufsgeschäft, wenn sich die Informationsbeschaffung der Kunden noch stärker auf das Internet verlagert? Welche auch qualitativ unterschiedlichen Autohausformate müssen wir entwickeln? Das sind spannende Fragen und wir haben hier viele gute Ideen.