Deutsche Telekom sieht große Chancen bei E-Mobilität

Bonn/Berlin. Neben den Energieversorgern entdeckt zunehmend auch die Telekom- und IT-Branche das Thema Elektromobilität als Treiber künftigen Wachstums. Die Deutsche Telekom will zum einen die Energieversorger beim Aufbau eines intelligenten Stromnetzes mit IT unterstützen. Zum anderen will sie Netzdienste für Dritte anbieten - etwa das Anzeigen der Stromrechnung auf dem Smartphone.

Als eines von fünf Wachstumsfeldern hat Telekom-Chef René Obermann "Intelligente Netze" für die im Umbruch begriffenen Branchen Energie, Automobil sowie Gesundheit und Mediendistribution definiert. In diesem Feld will der Dax-Konzern bis 2015 einen Umsatz von einer Milliarde Euro schreiben, insgesamt sollen die Wachstumsfelder knapp 30 Milliarden Euro bis 2015 in die Kasse spülen.

Beim Aufbau eines intelligenten Stromnetzes setzt die Telekom auf die IT-Tochter T-Systems. Ein solches Netz - das so genannte Smart Grid - ermöglicht das sichere Senden von Informationen zwischen Verbrauchern, Energielieferanten sowie Netz- und Ladesäulenbetreibern.

Dieser Austausch wird nötig, weil der Stromverbrauch der Elektroautos für die Netzbetreiber schwer zu kalkulieren ist. Deshalb erhalten die Elektrofahrzeuge eine SIM-Karte wie ein Mobiltelefon, sodass sie eindeutig zu identifizieren sind. Sie kommuniziert mit einer IT-Plattform, die ihrerseits an die IT-Systeme der Energielieferanten angeschlossen ist. Über das Smart Grid teilt die IT im Auto dem Netzbetreiber den aktuellen Energiebedarf mit.

Insbesondere das Laden an öffentlichen Stromtankstellen bietet den Strategen der Telekom zahlreiche Ansatzpunkte ins Geschäft zu kommen. Während Stromproduzenten bisher Monatsrechnungen verschickten, müssen sie nun einen intelligenten Zähler integrieren, der dem Kunden die Quittierung der Strommenge sofort nach der Entnahme ermöglicht. Das verlangt das Eichrecht.

"Wir sehen auf diesem Markt für uns große Chancen", so Reinhard Clemens, der im Telekom-Vorstand für T-Systems zuständig ist. Noch in diesem Jahr baut die IT-Tochter in Friedrichshafen mit dem regionalen Energieversorger TWF ein Smart Grid mit intelligenten Zählern auf. Bereits heute testet die Telekom-Tochter in der so genannten T-City in Friedrichshafen solche Zähler in mehreren hundert Privathaushalten.

Außerdem sehen die Experten zahlreiche Analogien zum Mobilfunk. "Die Stromversorger haben es bei der Abrechnung zum ersten Mal mit Mobilität zu tun. Beim Übergang vom Festnetz zur mobilen Telefonie standen wir vor einigen Jahren vor einer ähnlichen Herausforderung", so Andreas Bentz, Portfoliomanager im Innovation Center von T-Systems. Er ist überzeugt, dass sich die Kommunikationsplattformen und Schnittstellenkonzepte, mit denen die Telekommunikation die Abrechnungsdaten zwischen den unterschiedlichen Systemen austauscht, mit einigen Anpassungen auch in der Energiewirtschaft einsetzen lassen.

Beispiel Roaming: Es ist heute selbstverständlich, dass man mit dem Handy in fremden Netzen telefonieren kann und nur eine Rechnung vom eigenen Provider bekommt. Auch bei den Elektroautos will sich der Fahrer keine Gedanken machen, wer die Ladesäule betreibt. Im grenzüberschreitenden Verkehr muss dies sogar im Ausland gewährleistet sein. Bereits heute verfügt T-Systems über eine so genannte Smart-Metering-Plattform, wo alle Daten gebündelt werden. "Wir bieten der Energiewirtschaft für die Elektromobilität einen End-to-End-Service vom Energielieferanten bis zum Autofahrer", so Bentz.